"Die Zeit war bereichernd"

Studentin sammelt erste Hausarzt-Erfahrungen im Mikro-Praktikum

Kann man in drei Tagen Hausarztpraktikum etwas lernen? Medizinstudentin Stella Zitzmann ist begeistert davon, wie viel ihr ein Mikro-Praktikum in der Hausarztpraxis gebracht hat.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Medizinstudentin Stella Zitzmann absolvierte in der Kölner Hausarztpraxis von Kathrin Reitze (links) ein dreitägiges Praktikum – und nahm mehr mit, als sie vorher gedacht hätte.

Medizinstudentin Stella Zitzmann absolvierte in der Kölner Hausarztpraxis von Kathrin Reitze (links) ein dreitägiges Praktikum – und nahm mehr mit, als sie vorher gedacht hätte.

© Privat

KÖLN. In drei Tagen werde ich wohl kaum viel lernen können, dachte sich Stella Zitzmann, bevor sie ihr Praktikum in der Hausärztlichen Gemeinschaftspraxis Esch im Kölner Norden begann. Das war ein Irrtum, weiß sie heute. "Auch in diesen drei Tagen habe ich sehr viel mitnehmen können, die Zeit war sehr bereichernd", sagt sie der "Ärzte Zeitung".

Zitzmann studiert im vierten Semester im Modellstudiengang Medizin an der Universität Düsseldorf. Das Studium ist praxisnah organisiert. Sieben Wochen in der ambulanten Medizin – sechs Wochen in einer Hausarztpraxis und eine Woche bei einem Kinderarzt – gehören zum Pflichtprogramm der künftigen Mediziner.

Das sei ein sinnvoller Ansatz, sagt Zitzmann: "Es ist ein großer Vorteil, wenn man schon früh im Studium mit den Patienten in Kontakt kommt und nicht erst im Praktischen Jahr ins kalte Wasser geworfen wird."

Üben allein reicht nicht

Der Aufenthalt in der Hausarztpraxis in Köln Esch war ihr zweites Praktikum. "Der Vorteil war dieses Mal, dass sich mein Aufenthalt in der Praxis genau an dem orientiert hat, was wir im Studium gelernt haben." Das ist kein Zufall, denn in der Praxis ist Professor Stefan Wilm tätig, der Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universität Düsseldorf.

Die Teilnehmer des Modellstudiengangs lernen bereits im ersten Semester Untersuchungstechniken, zum Beispiel die Untersuchung von Herz und Lunge. Zudem werden sie in der Anamnese geschult.

An der Uni können die Studierenden das Gelernte in Übungen mit Kommilitonen praktisch umsetzen. Das reicht aber nicht, findet Zitzmann. "Man hat es dann zwar gemacht, kann es aber noch nicht wirklich."

In der Hausarztpraxis konnte sie die gelernten Techniken an Patienten mit realen Beschwerden anwenden, und zwar nicht nur einmal, sondern immer wieder. "Das hat mir sehr geholfen, selbstsicherer zu werden."

Dabei ist Zitzmann den Umgang mit Patienten gewohnt. Die 28-Jährige ist gelernte Krankenschwester und arbeitet auch heute noch auf der Intensivstation in einem Kölner Krankenhaus.

"Wie ein kleines Schulkind"

Bei ihrem Einsatz in der Hausarztpraxis habe sie sich trotzdem zunächst "wie ein kleines Schulkind" gefühlt, berichtet sie. "Die Selbstsicherheit aus dem Beruf war erst einmal weg." Mit jedem Patienten, den sie untersucht hat, hat sich die Unsicherheit mehr gelegt.

Die Patienten haben die Studierende sehr unterstützt, nur eine einzige Frau wollte sich nicht von ihr untersuchen lassen. "Ich habe viel positiven Zuspruch bekommen", erzählt Zitzmann. Viele fanden es offenbar gut, einen Beitrag zur Ausbildung von guten Ärztinnen und Ärzten leisten zu können.

Und ein guter Arzt kann man eben nur durch Erfahrung werden. "Man muss viele gesunde Lungen hören, um eine kranke erkennen zu können", weiß sie. Dabei war der Austausch mit Wilm und seinen beiden Kolleginnen für die junge Frau besonders wichtig. "Nach den Untersuchungen gab es immer eine ausführliche Besprechung."

Das hat besonders dann geholfen, wenn etwas nicht so 100-prozentig richtig gelaufen ist. "Ein Patient hatte eine Aortenklappenstenose, und ich habe es nicht gehört", berichtet Zitzmann. Das habe sie schon verunsichert. Hausärztin Kathrin Reitze habe sie beruhigt und ihr genau erklärt, woran sie die Erkrankung erkennen kann.

Wertvoller früher Praxisbezug

Zitzmann ist froh, dass sie ihr Medizinstudium im Düsseldorfer Modellstudiengang absolvieren kann. "Im Regelstudium verstreicht viel Zeit, bevor man den ersten Patienten sieht." Den frühen Praxisbezug möchte sie auf keinen Fall missen.

Das betrifft besonders die Anamnese-Erhebung und die Untersuchung der Patienten. Theoretisch werden die angehenden Mediziner zwar schon im Studium damit vertraut gemacht. "Aber erst im Alltag merkt man, wie wichtig die Anamnese und die körperliche Untersuchung sind."

Nicht ganz so toll war für Zitzmann, dass das Praktikum während des Semesters stattfand. Dadurch hat sie einige Vorlesungen verpasst. Es wäre zwar auch möglich gewesen, den Aufenthalt in der Praxis in die Semesterferien zu legen: "Aber da habe ich eine Famulatur."

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