PKV-Leitfaden
Tarifwechsel leicht gemacht
Die privaten Krankenversicherer (PKV) machen Ernst mit ihrem Versprechen, den Kunden endlich den Tarifwechsel zu erleichtern. Dabei gehen die Versicherer sogar über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.
Veröffentlicht:KÖLN. Der Umgang vieler Unternehmen der privaten Krankenversicherung mit dem Tarifwechselrecht ihrer Versicherten ist Verbraucherschützern und Politikern schon seit langem ein Dorn im Auge.
Zwar sind die Assekuranzen gesetzlich verpflichtet, den Kunden auf Wunsch den Wechsel in einen gleichwertigen Tarif zu ermöglichen. Da ein solcher Schritt häufig jedoch mit einem niedrigeren Beitrag verbunden ist, sehen ihn viele Versicherer nicht gern.
Als Konsequenz haben viele Unternehmen in der Vergangenheit den Versicherten bei einem gewünschten Wechsel Steine in den Weg gelegt. Beispielsweise, indem sie auf Anfragen nicht reagierten, den Wechselwunsch rundweg abgelehnten oder die Kunden sogar mit vermeintlich negativen Konsequenzen abzuschrecken versuchten.
Andererseits hat sich in den zurückliegenden Jahren aber auch schon einiges verbessert - nicht zuletzt durch die Tätigkeit der kommerziellen Tarifoptimierer, deren Geschäftszweck darin besteht, gegen ein saftiges Entgelt Kunden beim Tarifwechsel zu unterstützen.
Ab 55 automatisch informiert
Unternehmen wie die DKV und die HUK-Coburg haben inzwischen Online-Lösungen entwickelt, mit deren Hilfe sich die Versicherten einen Überblick über Tarifalternativen verschaffen können.
Es hat aber lange gedauert, bis der PKV-Verband eine Mehrheit seiner Mitgliedunternehmen davon überzeugen konnte, dass kollektiver Handlungsbedarf besteht.
Jetzt ist der Vorsitzende des PKV-Verbands Uwe Laue - gleichzeitig Chef des Marktführers Debeka - optimistisch, eine gute Lösung gefunden zu haben. "Mit dem neuen Leitfaden ist uns ein guter Aufschlag gelungen", sagt er.
Mit den dort festgelegten Leitlinien setze die Branche nicht nur die gesetzlichen Vorgaben um, sondern gehe noch darüber hinaus, betont Laue. So wollen die PKV-Unternehmen Kunden nicht erst ab dem 60. Lebensjahr automatisch über Tarifalternativen informieren, wie es das Gesetz vorsieht.
Von diesem Angebot sollen die Kunden künftig schon ab dem 55. Lebensjahr profitieren. Die Versicherer verpflichten sich außerdem, die Wechsel-Anfragen der Kunden innerhalb von 15 Arbeitstagen zu beantworten und ihnen den Wechsel innerhalb eines Monats zu ermöglichen.
Testat von unabhängigen Prüfern
Auch wollen die Unternehmen den Versicherten künftig möglichst viele Tarifmöglichkeiten aufzeigen oder die für die Kunden am besten geeigneten Tarife vorab auswählen.
Dabei soll die Auswahl von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer testiert sein, damit sie wirklich im Kundeninteresse erfolgt. "Es geht uns um Kundenfreundlichkeit, Transparenz und Offenheit", versichert Laue.
Er weiß, dass ein Signal der Privaten Krankenversicherer in Richtung Politik notwendig ist. Auf der PKV-Jahrestagung im Juni dieses Jahres hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) unmissverständlich Reformen bezüglich des reibungsloseren Tarifwechsels verlangt.
Die Versicherer müssen dem vom Verband erarbeiteten Leitfaden aktiv beitreten. Eine Verpflichtung der Verbandsmitglieder, heißt es, sei aus kartellrechtlichen Gründen nicht möglich gewesen.
Ein Großteil der Unternehmen hat sich bereits verbindlich auf die Einhaltung der Leitlinien festgelegt, er deckt 82 Prozent des Marktes ab. Dazu zählen große Unternehmen wie Allianz, Debeka, DKV und Signal Iduna.
Versicherer mit weiteren fünf Prozent Marktanteil haben die Teilnahme angekündigt. "Wir haben eine große Einigkeit erreicht", freut sich Verbandsvorsitzender Laue.
Unterdessen kritisiert der Bund der Versicherten, dass sich nicht alle an der Initiative beteiligen. "Unternehmen mit einer unüberschaubaren Tarifvielfalt wie die Central haben sich leider ganz aus der Verantwortung gestohlen und lassen ihre Kunden damit im Regen stehen", kommentiert Verbandsprecherin Bianca Boss.
Sie bemängelt, dass die Umsetzung der in dem Leitfaden formulierten Grundsätze zum Tarifwechsel erst Anfang 2016 erfolgen soll.
Gerade für Versicherer, die ein sehr großes Tarifangebot haben, sei die Umsetzung der Leitlinien mit einem erheblichen EDV-Aufwand verbunden, kontert Uwe Laue. Deshalb hätten die Unternehmen bis spätestens 1. Januar 2016 Zeit, sie umzusetzen. (iss)
Lesen Sie dazu auch: Schon lange überfällig