Medizinrechtstag

Telematik soll sicherer als Online-Banking werden

Gematik-Chef Arno Elmer sagt digitalen Langfingern auf der Suche nach Gesundheitsdaten den Kampf an. Die Telematik soll sicherer als Online-Banking werden.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Zugriff auf Patientendaten: Nur mit Heilberufsausweis und elektronische Gesundheitskarte.

Zugriff auf Patientendaten: Nur mit Heilberufsausweis und elektronische Gesundheitskarte.

© Maksim Kabakou / Fotolia.com

BERLIN. Die Telematikinfrastruktur rund um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) wird 2015 endgültig in Betrieb gehen. Schon ein Jahr später soll der Notfalldatensatz folgen.

Das kündigte der Geschäftsführer der gematik, Professor Arno Elmer beim 15. Deutschen Medizinrechtstag in Berlin an.

"Wir sind im Moment auf einem ganz guten Weg", sagte Elmer. Ab 2015 werde der Stammdatenabgleich als erste Funktion der Karte starten, ab 2016 wahrscheinlich das Notfalldatenmanagement, so Elmer.

Als "Nonsens" bezeichnete er die Diskussion, ob Ärzte dann den Stammdatenabgleich für Krankenkassen übernehmen müssten.

Die Kassen hätten selbstverständlich die korrekten Versichertendaten und auch der Arzt könne nichts dagegen haben, die richtige Anschrift seines Patienten zu kennen, so Elmer.

Patienten müssen zustimmen

Weil die eGK zunächst nur Name, Anschrift und Versichertennummer des Patienten enthält, haben Vertreter der Ärzteschaft mehrfach Kritik an der mangelnden Funktionalität der Karte geäußert.

Elmer betonte in diesem Zusammenhang, dass alle weiteren Funktionen der Telematikinfrastruktur auf Freiwilligkeit beruhen.Patienten hätten einer Speicherung von Notfalldaten oder perspektivisch auch anderen medizinischen Daten im Einzelfall stets ausdrücklich zuzustimmen.

Elmer: "Für den, der sich mit dem Thema nicht beschäftigt, ändert sich gar nichts". Patienten müssten selbst entscheiden, welche Daten als Notfalldaten oder für bestimmte andere Ärzte vorgehalten werden sollen.

Elmer wies auch darauf hin, dass Ärzte ihre Patienten beraten müssten, für welche Daten eine Vorhaltung im Notfalldatensatz sinnvoll ist. "Für dieses Beratungsgespräch braucht es auch eine Abrechnungsziffer", sagte Elmer.

In Fragen des Datenschutzes setzt die Telematikinfrastruktur nach Angaben des gematik-Geschäftsführers selbst in Deutschland neue Maßstäbe.

 "Wir bauen hier ein Datenschutznetz auf, das ein Datenschutzniveau hat, was es heute so in Deutschland nicht gibt". Das Sicherheitsniveau liege weit oberhalb von Onlinebanking-Anwendungen.

Daten werden doppelt verschlüsselt

Dabei verfährt die gematik laut Elmer dreistufig. Schon bei der Architektur des Netzes werde versucht, die Struktur so einzurichten, dass der Datenschutz nicht negativ berührt werde. Vor der Inbetriebnahme werde jede einzelne Komponente des Netzes auf Datensicherheit geprüft.

Im laufenden Betrieb werde schließlich kontrolliert, ob Angriffe auf das Netz erfolgen und welche Angriffe das seien. Der Datenzugriff werde protokolliert, um im Zweifelsfall Missbrauch nachzuweisen.

"Ein sehr wichtiges Datenschutzfeature ist die Verschlüsselung", so Elmer. Informationen würden immer hochgradig verschlüsselt und immer als Einzeldaten übertragen. "Wer hier etwas abgreift, bekommt nur Datenmüll", sagte Elmer.

Die doppelte Verschlüsselung bewirkt aber auch, dass Patienten ihre Daten nur in Anwesenheit des Arztes lesen können. Zusätzlich zur eGK ist ein Heilberufsausweis als zweiter Schlüssel nötig.

Die Herausforderung für die Zukunft: "Die Telematikinfrastruktur muss trotz alles Datenschutzes noch nutzbar sein", sagte Elmer. Es sei Auftrag der gematik, bei der Übertragung von Patientendaten höchstmöglichen Schutz zu gewährleisten.

Die Gesellschaft in Trägerschaft der gemeinsamen Selbstverwaltung sei ein neutrales Trustcenter für alles, was mit Datenschutz und Vernetzung zu tun habe.

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