Berlin/Brandenburg
Telemedizin hilft Patienten mit Herzinsuffizienz
Das Telemedizin-Projekt AOK Curaplan Herz Plus wirkt positiv auf die Versorgung von Patienten mit Herzinsuffizienz: Das bestätigt eine groß angelegte Studie der Universität Greifswald.
Veröffentlicht:BERLIN. "Wir haben in ungewohnter Deutlichkeit einen Überlebensvorteil festgestellt", sagte Professor Wolfgang Hoffmann, Leiter des Instituts für Community Medicine der Universität Greifswald bei der Präsentation der Studienergebnisse im Rahmen des Nationalen Fachkongresses für Telemedizin in Berlin.
Der Vorteil gelte für Männer und Frauen gleichermaßen und zeige sich sowohl im Ein-Jahres-Check als auch in der Sensitivitätsanalyse nach zwei Jahren.
Die Studie folgte dem - ziemlich aufwändigen - Design eines sogenannten "Pragmatic Clinical Trial". Sie hat das Überleben und die Behandlungskosten von rund 5000 Patienten mit Herzschwäche untersucht. Dabei wurden knapp 2000 Patienten im telemedizinischen Programm mit 3680 normal versorgten Patienten der AOK Nordost verglichen.
Strenge Kriterien für Kontrollgruppe
Die Kontrollgruppe wurde nach strengen Kriterien aus einem Datenpool von mehr als 200.000 Patienten ausgewählt. Alter, Geschlecht und Jahresbehandlungskosten der Kontroll-Patienten mussten exakt mit denen der Programm-Patienten übereinstimmen.
Auch das Krankheitsstadium (NYHA), die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Herzinsuffizienz und die psychischen Komorbiditäten mussten genau passen. "Sie brauchen dafür eine große Krankenkasse, die ihre Daten so im Griff hat, dass sie sie auch liefern kann", sagte Hoffmann.
Er stellte im Ein-Jahres-Follow-Up einen Überlebensvorteil von 45 Prozent für die Interventionsgruppe fest, die alle zum Programm eingeladenen Patienten umfasste (intention-to-treat). Bei den Patienten, die tatsächlich am Programm teilnahmen (treated), war der Unterschied zur Kontrollgruppe mit 69 Prozent nach Hoffmanns Angaben noch größer.
1100 Euro Einsparungen pro Patient und Jahr
Neben diesen Qualitätsvorteilen zeigt die Greifswalder Studie auch Kostenvorteile - für Berlin jedoch deutlich weniger als für Brandenburg. Während die durchschnittlichen Einsparungen in Berlin, Hoffmann zufolge, nach einem Jahr gerade mal 73 Euro betrugen, summierten sie sich in Brandenburg auf mehr als 1100 Euro pro Patient und Jahr. Hoffmann führt das auf "Hauptstadteffekte" zurück.
Das Telemedizin-Projekt AOK Curaplan Herz Plus läuft in Berlin und Brandenburg bereits seit 2004. Die AOK Nordost kooperiert dabei mit der Gesellschaft für Patientenhilfe. Das Programm verbindet Patientenschulungen mit telemetrischer Früherkennung und ärztlicher Betreuung im Hintergrund.
Projekt soll Ärzte entlasten
"Damit werden Patienten nicht nur im alltäglichen Leben mit ihrer Erkrankung unterstützt, sondern ihre behandelnden Ärzte durch gezielte Informationen und Zuweisung der Patienten genau zum kritischen Zeitpunkt entlastet", so der Ärztliche Direktor der Gesellschaft für Patientenhilfe, Dr. Steffen Mark Sonntag, der das Programm auch als leitender Kardiologe am Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) betreut.
Sonntag zeigte sich erfreut, dass nach diversen positiven internen Evaluationen nun auch eine externe Evaluation vorliege, "die die kosteneffiziente Wirksamkeit des Programmes zeigt". Nach seinen Angaben nehmen inzwischen mehr als 3000 Patienten teil. Über 80 niedergelassene Haus- und Fachärzte sind eingebunden.