Medizinische Bildgebung
Telemedizin könnte EEG-Diagnostik bei Epileptikern verbessern
Tele-Epileptologie bedeutet heute noch in weiten Teilen, dass EEG-Streifen kopiert und aufs Fax gelegt werden. Aber es gibt Wege aus der tele-epileptologischen Steinzeit. Noch fehlen dafür Standards.
Veröffentlicht:BERLIN. Neurologen gehören zu den Vorreitern in Sachen Telemedizin in Deutschland. Vor allem Epilepsie-Patienten könnten profitieren. Doch die EEG-Diagnostik hat mit der Digitalisierung noch so ihre Schwierigkeiten.
Knapp ein Prozent der Bevölkerung leidet in Deutschland an irgendeiner Form der Epilepsie. Neben klinischer Expertise und MRT-Bildgebung bildet das EEG den dritten Eckpfeiler in der Diagnostik.
Aufgezeichnet werden kann ein EEG an relativ vielen Orten: Die Geräte sind nicht teuer und leicht zu bedienen. Doch die Interpretation fällt auch Neurologen oft schwer.
Expertise kommt oft zu spät ins Spiel
Nötig ist in Zweifelsfällen epileptologische Expertise. Die komme allerdings oft erst sehr spät ins Spiel, verdeutlichte Professor Felix Rosenow vom Epilepsiezentrum am Universitätsklinikum Frankfurt vor Kurzem bei der 62. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) in Berlin. "Es dauert in Deutschland im Schnitt 17 Jahre, bis ein Patient mit Epilepsie einem Epilepsiezentrum zugewiesen wird", so Rosenow.
Nun muss längst nicht jeder Patient mit Krampfleiden dauerhaft von einem der zwanzig zertifizierten Epilepsiezentren versorgt werden. Aber auch mit "simplen" epileptologischen Zweitmeinungen tut sich das deutsche Gesundheitswesen schwer.
Abhilfe schaffen könnten Teleneurologienetzwerke, die derzeit vielerorts entstehen. So hat sich in Bayern das teleepileptologische Netzwerk TelEp etabliert. In der Berliner Region wird mit Mitteln des Innovationsfonds das ANOTeM-Netzwerk aufgebaut.
Auch in Hessen gibt es mit dem EpilepsieNetz Hessen ein derartiges Projekt. Die Kernidee ist letztlich, dass der breit tätige Neurologe ein unklares EEG quasi per Knopfdruck zur Zweitmeinung an ein Epilepsiezentrum schicken kann, im Idealfall noch ergänzt durch zum Beispiel ein Angehörigen-Video von einem Anfall.
Liegen diese Daten vor, dann müssten viele Patienten nicht persönlich ins Zentrum kommen. Auch die Heimdiagnostik könnte telemedizinisch ausgebaut werden. So wird in Magdeburg aktuell ein weltweit einmaliges drahtloses Trockenelektroden-EEG für einen Einsatz im Home-Monitoring getestet.
Das Problem der Teleneurologie beim Spezialfall Epilepsie sei, dass es kein standardisiertes Format für den Austausch von EEG-Datensätzen gebe, so Rosenow. Tele-Epileptologie bedeute heute in weiten Teilen, dass EEG-Streifen kopiert und aufs Fax gelegt würden, so Rosenow.
Internationale Abstimmung nötig
Das soll nicht so bleiben, allerdings bedarf es für Fortschritte in diesem Bereich internationaler Abstimmung. Ein denkbarer Weg geht über die International Federation of Clinical Neurophysiology, die auf die unterschiedlichen Länder und Anbieter einwirken könnte.
Relativ naheliegend ist der in der Radiologie seit Jahren gesetzte DICOM-Standard. Zur EEG-Speicherung im DICOM-Format gibt es am Austrian Institute of Technology ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt. Vorgemacht haben es die Kardiologen, die ihre EKG in einem (langjährigen) Prozess DICOM-fähig gemacht haben.