Anlagen-Kolumne
US-Präsidentschaftswahl: Zitterpartie für die Pharmaindustrie?
Durchhaltevermögen und gute Nerven können Anleger in Pharma-Aktien 2020 brauchen. Grund: der Präsidentschaftswahlkampf in den USA.
Veröffentlicht:
Dr. Hanno Kühn
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Es ist mal wieder so weit: In den USA hat der Präsidentschaftswahlkampf begonnen. Während die Demokraten noch damit beschäftigt sind, ihren Spitzenkandidaten zu küren, dürfte der Kandidat der Republikaner wieder Donald Trump heißen.
Ein Spitzenthema in der politischen Auseinandersetzung der kommenden Monate ist auf jeden Fall gesetzt: die hohen Ausgaben im Gesundheitssektor, allen voran die Arzneimittelpreise. Hier könnten die Positionen nicht konträrer sein: Während die Demokraten die Ausweitung von „Obamacare“ in der Form „Medicare for all“ – also eine Krankenversicherung für alle – propagieren, werden die Republikaner wie schon 2015/16 die Abschaffung von Obamacare und die private Krankenversicherung in den Vordergrund stellen.
Nach den vorigen Wahlen gab es den Trump’schen Forderungen folgend ein „freiwilliges“ Preismoratorium, aber Obamacare existiert bis heute – noch. Mittlerweile liegt die Entscheidung über die Zukunft der Gesundheitsreform beim obersten US-Gericht, dem Supreme Court; sie könnte in die heiße Phase des Wahlkampfs fallen. Ein Votum für Obamacare würde den Demokraten, eine Ablehnung Donald Trump in die Hände spielen.
Sollten die Demokraten den neuen Präsidenten stellen, dürfte die Pharmaindustrie zu den großen Verlierern zählen, da die Medikamentenpreise (ähnlich wie in Deutschland) rabattiert würden oder der Gesamtmarkt für internationale Anbieter geöffnet würde. Beides brächte Erlösrückgänge, und die Margen dürften unter Druck geraten. Bei einem Wahlsieg des Amtsinhabers jedoch dürften die Hersteller sich insgeheim freuen, da mit hoher Wahrscheinlichkeit vieles beim Alten bliebe.
Ganz sicher ist jedoch: 2020 werden die Aktienkurse im Segment Pharma und Biotechnologie stark schwanken. Gut positionierte und global agierende Konzerne sowie innovative Hersteller dürften darunter weniger leiden. Bei den Anlegern sind Anfang des neuen Jahrzehnts Durchhaltevermögen und gute Nerven gefragt.
Dr. Hanno Kühn ist Chief Investment Officer der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).