Nürnberg
Umstrittenes Medizinstudium-Angebot von Privatuni
Ab August 2014 können in Nürnberg wahrscheinlich 50 Medizinstudenten einer Salzburger Privatuni ausgebildet werden. Widerstand kommt vom Medizinischen Fakultätentag.
Veröffentlicht:NÜRNBERG. Die Salzburger Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) richtet am Klinikum Nürnberg einen Medizinstudiengang nach österreichischem Recht ein.
Voraussichtlich ab August 2014 sollen dann jährlich etwa 50 Mediziner in Nürnberg ausgebildet werden. Die Studenten sollen dafür pro Jahr 13.500 Euro Studiengebühr bezahlen.
Das fünfjährige Studium schließt mit einem "Dr. med. univ." ab - ein österreichischer Titel, der nach EU-Recht in Deutschland anerkannt ist.
Möglich ist das Ausbildungsangebot aufgrund der im EU-Recht verankerten Niederlassungsfreiheit. Die Aufsicht für den Studiengang liegt in Österreich. So hat die Österreichische Qualitätssicherungsagentur in Wien mit einem Akkreditierungsbescheid bereits grünes Licht für das Kooperationsprojekt gegeben.
Bis August wird auch noch die Genehmigung durch das österreichische Wissenschaftsministerium erwartet. Das Bayerische Wissenschaftsministerium prüft formal, ob die PMU in Österreich staatlich anerkannt ist.
Kritik vom Medizinischen Fakultätentag
Widerstand kommt vom Medizinischen Fakultätentag, vor allem, weil das Städtische Klinikum Nürnberg kein Universitäts-Klinikum ist, ein Medizinstudium in Deutschland jedoch an einer wissenschaftlichen Hochschule stattzufinden hat.
Ablehnend äußerte sich auch der Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, Professor Jürgen Schüttler. Die Ausbildung der Ärzte in Deutschland erfolge forschungsbasiert, davon könne beim Klinikum Nürnberg jedoch keine Rede sein, so Schüttler.
Nach den bisherigen Planungen müssen die Bewerber für einen Studienplatz in Nürnberg zunächst ein umfangreiches Auswahlverfahren durchlaufen, das die PMU in Salzburg bereits seit Jahren anwendet.
Die Ausbildung sollen dann Ärzte des Klinikums, das über 39 Fachkliniken und Institute verfügt, übernehmen. Für die naturwissenschaftlichen Fächer geht das Klinikum eine Partnerschaft mit einer Technischen Hochschule ein. Auch niedergelassene Ärzte oder Freiberufler sollen Lehraufträge erhalten, hieß es.
Um den ärztlichen Nachwuchs zu unterstützen, will das Klinikum Stipendien vergeben, die einen Teil der Studiengebühren abdecken.
Für bestimmten Zeitraum an Klinikum binden
Möglich seien auch zinsgünstige Darlehen oder der Erlass der Studiengebühren, wenn sich die Studierenden nach ihrem Abschluss für einen bestimmten Zeitraum ans Klinikum binden, erklärte der Vorstand des Klinikums, Dr. Alfred Estelmann.
Die Ausbildungseinrichtung werde eine hundertprozentige Tochter des Klinikums sein, die den Ärzten für ihre Lehrtätigkeit eine Vergütung bezahlt. Der Ausbildungsbetrieb soll strikt getrennt vom Budget des Klinikums außer über Studiengebühren auch über Sponsoren und Drittmittel finanziert werden. (sto)