Sachsen-Anhalt

Unikliniken vor der Fusion?

Zwei Unikliniken mit Finanzproblemen: Sachsen-Anhalts Landesregierung macht sich Gedanken über Magdeburg und Halle. Jetzt liegen Optionen auf dem Tisch.

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MAGDEBURG. Den Universitätskliniken in Halle und Magdeburg drohen Millionendefizite. Erneut will sich die Landesregierung deshalb während einer Klausur im Juni zu Sparkonzepten äußern.

Schon im Herbst, so mutmaßt Klaus Teichert, ein von der Landesregierung bestellter Gutachter, könnten die Hallenser Gehälter nicht mehr aus eigener Kraft gestemmt werden. Für die Jahre 2012 bis 2018 rechnet der einstige Finanzstaatssekretär in Berlin mit einem Verlust von 75 Millionen Euro. Ab diesem Jahr drohe dem Uniklinikum ein jährliches Minus von 15 Millionen Euro.

Das allerdings kann der Hallenser Dekan Professor Michael Gekle nicht nachvollziehen. Er beziffert das Defizit auf neun Millionen Euro und kritisiert die Landesregierung, die statt einer Zusammenarbeit derzeit die Konfrontation suche.

Umstrukturierungen steht er aber offen gegenüber: Während er die Zusammenlegung einiger Bereiche beider Einrichtungen, etwa Infrastruktur oder Einkauf, durchaus für sinnvoll hält, steht er der Kooperation mit regionalen Krankenhäusern eher skeptisch gegenüber.

Doch gerade solche Ideen von Klinikzusammenschlüssen favorisiert Landesgesundheitsminister Norbert Bischoff (CDU). Partner für die Uni Magdeburg, der Gutachter Teichert ein jährliches Minus von sechs Millionen Euro prognostiziert hat, könnte das Klinikum der Landeshauptstadt sein. In Halle böten sich die Unfallkliniken Bergmannstrost an.

Die zweite mögliche Sparvariante wäre die Fusion der beiden Universitätskliniken mit zwei Standorten in Sachsen-Anhalt. "Seit Herbst 2013 sind wir keinen Schritt voran gekommen", kritisiert Sachsen-Anhalts Ärztekammerpräsidentin Dr. Simone Heinemann-Meerz, die selbst auf ihrem WhatsApp-Profil für die Unimedizin in Halle wirbt.

"Minister Bullerjahn (Finanzen) bedient sich eines Beraters nach dem anderen, um Horrorszenarien darzustellen. Gründe für oder gar Lösungen gegen die finanzielle Situation der Universitätskliniken werden dabei nicht gesucht", so Heinemann-Meerz.

Sie verweist auf das Konzept zur Neustrukturierung der Uni Halle, das auch den Wegfall einzelner Institute vorsieht. "Ich hätte mir als Reaktion mehr erwartet als den erneuten Druck."

Es sei an der Zeit, ernsthaft nach Lösungen zu suchen, ergebnisorientiert zu reden und planen und dabei die wirtschaftliche Bedeutung einer Universität für die Region im Auge zu behalten. "Andere Studien zeigen einen Wertschöpfungseffekt, der über eine Plus-Minus-Rechnung einer Universität hinausgeht."

Zudem säßen im Aufsichtsrat der Unikliniken drei Minister, "die ihrer Pflicht - Aufsicht zu üben - offenbar nicht nachgekommen sind". Die Kammerpräsidentin ist überzeugt: "Ärzte und Patienten werden sich zu wehren wissen". (zie)

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