Einstweilige Verfügung

Landgericht stoppt BMG-Allianz mit Google

Ob das BMG ein Gesundheitsportal betreiben darf, stand nicht zur Debatte. Dass jedoch Inhalte dieses Portals nach Vereinbarung mit Google in deren Suche bevorzugt angezeigt werden, verstößt laut Landgericht München gegen das Kartellverbot.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Google im kalifornischen Mountain View: Die Kooperation mit dem Bundesgesundheitsministerium haben Richter jetzt vorerst untersagt.

Google im kalifornischen Mountain View: Die Kooperation mit dem Bundesgesundheitsministerium haben Richter jetzt vorerst untersagt.

© Marcio Jose Sanchez/AP/dpa

München. Das Landgericht München hat dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) per Einstweiliger Verfügung eine Kooperation mit Google untersagt, im Zuge derer das vom BMG verantwortete „Nationale Gesundheitsportal“ (gesund.bund.de) bei der Google-Websuche promotet wird. Antragsteller ist die Münchener NetDoktor GmbH, die unter gleichem Namen ein eigenes Gesundheitsportal betreibt.

Die Burda-Tochter moniert, dass bei der Krankheitssuche über Google prominent hervorgehobene Infoboxen (sogenannte „Knowledge Panels“) mit Gesundheitsinformationen angezeigt werden, die aus dem Nationalen Gesundheitsportal stammen. Zudem enthalten die „Knowledge Panels“ einen Link auf das Nationale Gesundheitsportal. NetDoktor sieht sich dadurch benachteiligt.

Zu Recht, wie das Landgericht am Mittwoch vorläufig befand. Der Betrieb des Nationalen Gesundheitsportals durch das BMG ist laut Gericht „keine rein hoheitliche Tätigkeit, sondern eine wirtschaftliche, die anhand des Kartellrechts zu prüfen ist“. Und danach handele es sich bei der Allianz zwischen BMG und Google um einen Kartellverstoß.

„Mögliche Verdrängung privater Gesundheitsportale“

„Das BMG ist mit Google eine Vereinbarung eingegangen, die eine Beschränkung des Wettbewerbs auf dem Markt für Gesundheitsportale bewirkt“, so die Vorsitzende Richterin Dr. Gesa Lutz in ihrer mündlichen Begründung. Da rund 90 Prozent der Nutzer mittels Google zu NetDoktor gelangten, sei der Portalbetreiber, der sich durch Werbung finanziert, „in besonderem Maße davon abhängig, auf der Suchergebnisseite der Google-Suche eine gute Sichtbarkeit zu erzielen“. Die dem BMG eingeräumte prominente Hervorhebung stehe privaten Anbietern jedoch „von vornherein nicht zur Verfügung“.

Der Vorteil für Verbraucher, bei der Indikationssuche schneller ans Ziel zu gelangen, wiege die Nachteile der prominenten Platzierung der BMG-Inhalte nicht auf, heißt es weiter. Diese lägen „insbesondere in einer möglichen Verdrängung der seriösen privaten Gesundheitsportale und in der damit verbundenen drohenden Reduzierung der Medien- und Meinungsvielfalt.“

Wie das Landgericht betont, hatte es allerdings nicht darüber zu entscheiden, ob der Portalbetrieb durch das BMG prinzipiell zulässig sei. Einen darauf zielenden Antrag habe die NetDoktor GmbH „nach Hinweis der Kammer zurückgenommen“.

Hauptverhandlung ungewiss

Ob in der Angelegenheit eine Hauptverhandlung stattfindet, ist offen. „Hauptsacheverfahren sind derzeit nicht beim Landgericht München I anhängig“, lässt das Gericht wissen.

Das Nationale Gesundheitsportal ging Anfang September vorigen Jahres online. Im November hatte das Ministerium die Kooperation mit Google bekanntgegeben. Auf eine parlamentarische Anfrage der FDP-Fraktion erklärte das BMG kürzlich, mit Google weder eine mündliche noch eine schriftliche Vertragsbeziehung zu unterhalten. Auch flössen im Gegenzug für die Hervorhebung der vom BMG verantworteten Inhalte keinerlei Zahlungen an den kalifornischen IT-Riesen. (cw)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Oberarzt lässt Sohn Haken-Halten

Sohn hilft bei Op – Kündigung!

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

Hoffnung und Kollaps – wie Lecanemab uns herausfordert

Lesetipps
Ein sich auftürmender Geldstapel.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Finanzielle Lage der GKV

Zusatzbeiträge 2025: Hiobsbotschaften im Tagesrhythmus

 Hausarzt Werner Kalbfleisch

© Südwest Presse / Verena Eisele

Ende eines jahrelangen Verfahrens vor den Prüfgremien

Hausarzt geht mit XXL-Regress in die Rente

Die Forschenden nahmen die langfristigen Auswirkungen der essenziellen Metalle Kobalt, Kupfer, Mangan und Zink, sowie der nicht-essenziellen Metalle Arsen, Cadmium, Blei, Wolfram und Uran auf die kognitiven Funktionen in den Blick.

© Naeblys / Getty Images / iStock

Umweltbelastung

Metalle im Urin sind mit kognitivem Abbau assoziiert