Kassenwechsel
Versicherte schauen nach IGeL
GKV-Versicherte sind ihrem Versicherer mehrheitlich jahrelang treu. Bei einem größeren Leistungsumfang einer anderen Kasse werden einige aber doch schwach.
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Welche darf's sein? Versicherte schauen auch nach IGeL.
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KÖLN. Der Leistungsumfang spielt eine zentrale Rolle bei der Entscheidung von Versicherten, ob sie bei ihrer gesetzlichen Krankenkasse bleiben oder lieber wechseln wollen. Favorit der Versicherten bei den Zusatzangeboten ist die Erstattung von individuellen Gesundheitsleistungen.
Das zeigt eine Untersuchung des Marktforschungsinstituts Heute und Morgen in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsforen Leipzig. Sie hatten im Juli mehr als 2000 GKV-Versicherte im Alter von 18 bis 65 Jahren online zur Zufriedenheit mit ihrer Kasse und der Wechselbereitschaft befragt.
Danach sind 51 Prozent ausgesprochen zufrieden mit ihrer aktuellen Kasse, 59 Prozent sind ihr seit mehr als zehn Jahren treu. Rund 14 Prozent wären grundsätzlich bereit, zu einer anderen Kasse zu gehen.
27 Prozent der Befragten haben bereits einmal die Krankenkasse gewechselt, 22 Prozent schon mehrmals. Nach der Umfrage spielt der Gesundheitszustand für die Wechselbereitschaft keine Rolle.
Der Anteil der Wechsler ist bei chronisch Kranken und Menschen ohne eine chronische Erkrankung gleich.
Die Aussicht auf einen größeren Leistungsumfang ist mit 72 Prozent das mit Abstand wichtigste Kriterium, das Versicherte zu einem Kassenwechsel animieren würde. Finanzielle Anreize wie Bonus- oder Prämienzahlungen spielen für 55 Prozent eine Rolle, die Garantie, auf Zusatzbeiträge zu verzichten, für 43 Prozent.
Vermittlung schneller Termine steht hoch im Kurs
Von den 1339 Versicherten, die den Leistungsumfang als Wechselanreiz genannt haben, sind 53 Prozent vor allem an der Erstattung von individuellen Gesundheitsleistungen interessiert.
Welche IGeL-Leistungen die Kassen-Kunden dabei besonders im Blick haben, wurde nicht erfragt.
Ein Zuschuss oder die Kostenübernahme bei Zahnreinigungen könnte für 45 Prozent wechselrelevant sein, die Übernahme von ambulanten oder stationären Behandlungen in Privatkliniken für 35 Prozent.
Ein besserer Service könnte 34 Prozent der Versicherten dazu bringen, sich eine neue Kasse zu suchen. Bei ihnen steht die Vermittlung schneller Termine für bestimmte Untersuchungen wie MRT mit 60 Prozent an der Spitze, gefolgt von der kostenlosen Teilnahme an neuen Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten (51 Prozent) und der Terminvereinbarung beim Facharzt (41 Prozent).
Auffällig ist nach Angaben von Tanja Höllger, Geschäftsführerin von Heute und Morgen, dass die Versicherten auch positiv reagieren, wenn Krankenkassen mit Leistungen werben, die ohnehin zum GKV-Leistungsumfang gehören.
Ein Beispiel ist die Erstattung der Kosten für die Pille bei Frauen unter 20 Jahren. "Hier ist die Aufklärung der Versicherten offensichtlich nicht sehr gut", sagt Höllger.