Bericht zeigt
Viele Jugendliche scharf auf Gesundheitsberufe
Ausbildungsberufe im Gesundheitswesen haben für junge Frauen und Männer nichts an Attraktivität verloren. Das zeigen der aktuelle Berufsbildungsbericht und Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Veröffentlicht:WIESBADEN/BERLIN. Im vergangenen Jahr haben rund 518.400 Jugendliche in Deutschland einen neuen Ausbildungsvertrag im Rahmen des dualen Systems abgeschlossen.
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen weiter mitteilt, waren das über alle Ausbildungsbereiche hinweg 7500 Verträge oder 1,4 Prozent weniger als im Jahr 2013.
Gegen den Trend - und zwar positiv - entwickelte sich die Zahl mit plus 0,6 Prozent der geschlossenen Ausbildungsverhältnisse im Bereich der Freien Berufe.
Demnach begannen 41.000 junge Männer und Frauen eine Ausbildung unter anderem zu medizinischen, zahn- oder tiermedizinischen Fachangestellten.
Höhere Studierneigung
MFA-Ausbildung bei jungen Frauen beliebt
Bei den weiblichen Lehrlingen lag die Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) 2014 nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf dem vierten Platz in der Beliebtheitsskala.
Platz eins nimmt demnach die Kauffrau für Büromanagement ein vor der Verkäuferin und der Kauffrau im Einzelhandel. Hinter der MFA folgt die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten auf Platz fünf. (dpa)
In den neuen Ländern (einschließlich Berlin) verringerte sich die Zahl der Neuabschlüsse gegenüber 2013 laut Destatis geringfügig um 0,4 Prozent.
Im früheren Bundesgebiet sanken die Vertragsabschlüsse hingegen um 1,6 Prozent - länderspezifische Zahlen für die Freien Berufe liegen noch nicht vor, wie das Statistische Bundesamt auf Nachfrage der "Ärzte Zeitung" erläuterte.
Der schon in den Vorjahren beobachtete rückläufige Trend bei den neuen Ausbildungsverhältnissen sei maßgeblich auf die demografische Entwicklung in der für die duale Ausbildung typischen Altersgruppe sowie auf eine höhere Studierneigung bei den Schulabsolventen mit Hochschulreife zurückzuführen.
Insgesamt befanden sich nach Angaben der Statistiker am 31. Dezember 2014 nach vorläufigen Ergebnissen etwa 1,36 Millionen Jugendliche in einer Ausbildung im dualen System. Das waren 2,4 Prozent oder 33.300 weniger als im Jahr 2013.
Während 2014 die Zahl der Auszubildenden im früheren Bundesgebiet um 2,2 Prozent gesunken sei, habe es in den neuen Ländern 3,3 Prozent weniger Auszubildende als 2013 gegeben.
Nicht abgebildet in diesen Zahlen ist die Situation bei den 17 bundesrechtlich geregelten Gesundheitsfachberufen, da diese als schulische Ausbildungen außerhalb des dualen Systems stehen, so das Bundesamt.
Frauen dominieren
Im Schuljahr 2013/2014 befanden sich laut Schulstatistik insgesamt 211.592 Schüler in einer Ausbildung in Berufen des Gesundheitswesens einschließlich des Bereichs der Altenpflege - eine Zunahme gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3811 oder 1,8 Prozent.
Das geht aus dem Berufsbildungsbericht 2015 hervor, den Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat.
"Der Ausbildungsmarkt hat sich aus Sicht der Jugendlichen leicht verbessert und bietet ihnen so viele Chancen wie nie zuvor", resümierte Wanka. Gleichzeitig warnte sie vor einer zu starken sozialen Akzentuierung einer Studienausbildung.
"Wir müssen die gesellschaftliche Wertschätzung der dualen Ausbildung wieder erhöhen. Die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung muss in den Köpfen ankommen", forderte Wanka.
Wie anhand des aktuellen Berufsbildungsberichts zu prognostizieren ist, werden die Gesundheitsfachberufe angesichts einer Frauenquote unter den gegenwärtigen Auszubildenden von 77,7 Prozent auch künftig eine weibliche Domäne bleiben.
Rückgänge in den Schülerzahlen weisen laut Bericht erneut die Berufe der pharmazeutisch-technischen Assistenz (-8,74 Prozent), Diätassistenz (-1,34 Prozent) und Podologen (-4,35 Prozent) aus.
Ein ausgeprägter Rückgang wie im Vorjahr sei mit 14,47 Prozent nur im Bereich der Massage und dem medizinischen Badewesen zu verzeichnen gewesen.
Niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in Europa
Mit 7,4 Prozent hat Deutschland die mit Abstand niedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union, wie Wanka in Berlin betonte.
Die Zahl der gemeldeten unbesetzten betrieblichen Ausbildungsstellen habe mit 37.100 im langjährigen Vergleich einen neuen Höchststand erreicht.
Dem hätten 20.900 unversorgte Bewerber gegenüber gestanden. Das liege auch daran, dass Jugendliche nicht immer die richtigen Vorstellungen über bestimmte Berufe hätten und dass Betriebe neu über die Attraktivität ihrer Ausbildung nachdenken müssten.
Für die Regierung genießt die Stärkung der dualen Berufsausbildung hohe politische Priorität, so Wanka. Dafür stehe die "Allianz für Aus- und Weiterbildung 2015 bis 2018" mit den Ländern, der Wirtschaft, den Gewerkschaften und der Bundesagentur für Arbeit.
Die Bundesregierung appelliere an die Betriebe, ihre Ausbildungsanstrengungen zu verstärken.