Umfrage
Viele gehen trotz Krankheit zur Arbeit – auch in der Pandemie
Auch etliche Beschäftigte mit Corona-Infektion gefährden lieber ihre Kollegen, als sich zuhause auszukurieren.
Veröffentlicht:Berlin. Die Mehrheit aller Berufstätigen geht trotz Krankheit zur Arbeit. Jeder zehnte Corona-Erkrankte erscheint sogar bei einem milden Verlauf und trotz positiven Tests im Büro oder im Betrieb. Weitere gut 20 Prozent kommen mit ansteckenden Infekten in den Job. Nur 28 Prozent der Deutschen bleiben bei Krankheit konsequent Zuhause und arbeiten nicht. Dies hat die repräsentative Studie „Arbeiten 2022“ der Betriebskrankenkasse Pronova BKK ergeben, die den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) vorliegt. Befragt wurden im September 1200 Beschäftigte.
Am häufigsten gehen Mitarbeitende trotz Rückenschmerzen in die Firma (49 Prozent), 38 Prozent trotz Allergien. Auch ein Drittel der Beschäftigten mit psychosomatischen oder psychischen Beschwerden erscheint im Job.
„Sorge, als faul zu gelten“
Arbeiten trotz Krankheit ist aus Sicht von Medizinern insbesondere bei ansteckenden Infektionen fragwürdig. „Wer sich nicht in Ruhe auskuriert, riskiert, dass Viruserkrankungen auch Herz oder andere Organe angreifen oder sich durch Medikamente unterdrückte Symptome verschlimmern“, sagt Gerd Herold, Beratungsarzt bei der Pronova BKK. „Noch dazu können Mitarbeitende angesteckt werden.“ So sei die Präsenz im Büro trotz positivem Corona-Test „eine unzumutbare Gefahr“.
Bei Corona-Erkrankungen erscheinen laut Umfrage neun Prozent der Erkrankten im Betrieb. 17 Prozent arbeiten von Zuhause aus, weitere 17 bleiben ein paar Tage Zuhause, bis die schlimmsten Symptome vorüber sind. 8,0 Prozent entscheiden danach, was auf der Arbeit los ist. 33 Prozent der Befragten bleiben bei einem leichten Corona-Verlauf so lange Zuhause, bis sie wieder gesund sind. 16 Prozent der Befragten waren noch nicht an Corona erkrankt.
Die Erfahrungen mit dem Infektionsschutz während der Corona-Pandemie hätten nichts an der Gewohnheit geändert, auch krank im Job zu erscheinen, sagt Herold: „Manche haben Sorge, als faul zu gelten oder den Kolleginnen und Kollegen die Vertretung zuzumuten.“ (kna)