Labormarkt
Vietnam verspricht großes Potenzial
Vietnam geht verstärkt gegen Arzneifälschungen vor - eine Chance für deutsche Laboranbieter.
Veröffentlicht:HANOI/BERLIN. Für deutsche Anbieter von Analyse-, Bio- und Labortechnik (ABL) ergeben sich zunehmend Chancen, auf dem vietnamesischen Markt zu reüssieren. Davon geht zumindest die deutsche Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest (gtai) aus.
Auch der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) setzt im Zuge der kürzlich erzielten, grundsätzlichen Übereinkunft zwischen der EU und Vietnam auf ein gemeinsames Freihandelsabkommen auf ein großes Potenzial im Vietnamgeschäft.
Laboratorien in Vietnam investieren laut gtai in neue Ausrüstungen und verbrauchen mehr Materialien. Denn sie prüfen zunehmend landwirtschaftliche und industrielle Exportprodukte nach internationalen Standards. Auch Waren für den Inlandsmarkt würden genauer kontrolliert.
Mit dem Ausbau des Gesundheitswesens nehme auch die Zahl der medizinischen Tests zu. Die Vietnam Association of Testing Laboratories (Vinalab) schätze die Zahl der nationalen Laboratorien auf mehr als 10.000, landesweit seien aber nur rund 900 Labors nach den Anforderungen an Prüf- und Kalibrierlaboratorien (ISO 17025) zertifiziert.
Kritik an ungenauen Befunden
Experten bemängeln die Qualität der Untersuchungen. Analysen desselben Produktes hätten in verschiedenen Laboratorien zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Unsachgemäße Bedienung, veraltete Ausstattungen und fehlende Kalibrierung der Geräte minderten die Genauigkeit der Befunde.
Vinalab meint, dass in den Labors zu wenig Kenntnisse über Standardprozesse vorliegen und zu wenige Referenzmaterialien verfügbar sind. Daher bittet Vinalab um internationale Unterstützung, damit es eine Einrichtung zur sachgemäßen Lagerung, Produktion und zum Vertrieb von Referenzmaterialien aufbauen kann.
Die Produktion und der Verkauf von Medikamenten sowie Impfstoffen legen laut gtai zu. 2013 seien nach zuletzt verfügbaren Angaben ungefähr 56.000 Arzneiproben überprüft worden. Die Behörden wollten stärker gegen minderwertige und gefälschte Medikamente vorgehen.
Die Laboruntersuchungen koordiniert das National Institute of Drug Quality Control. Das Gesundheitsministerium schlug vor Kurzem zudem die Errichtung von 40 Referenzlaboratorien vor, die sich auf bestimmte medizinische Fachgebiete spezialisieren sollen.
Es existierten etwa 2000 medizinische Laboratorien in Gesundheitseinrichtungen, davon knapp 1500 in kleinen Distriktkrankenhäusern. Nur etwa 46 hätten eine Qualifikation nach dem Standard für medizinische Laboratorien (ISO 15189) erreicht. (maw)