Geldanlage

Warum die Aktien von „Standfesten“ punkten

Aktien von Unternehmen mit starker Marktstellung und immer benötigten Produkten trotzen selbst Konjunkturabschwüngen. Wer zählt denn zu den „Standfesten“?

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen herstellen, die immer undam besten zunehmend benötigt werden, gelten als sichere Bank an der Börse.

Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen herstellen, die immer und am besten zunehmend benötigt werden, gelten als sichere Bank an der Börse.

© tom / stock.adobe.com

Neu-Isenburg. Edwards Lifescience ist ein Paradebeispiel für eine Aktie, wie sie Anleger lieben: In den vergangenen zehn Jahren ist ihr Kurs um 920 Prozent gestiegen, seit 2001 hat sich die Börsennotierung fast verfünfzigfacht. Wer vor 19 Jahren 10.000 Euro in das Papier investiert hat, würde heute beim Verkauf 494.500 Euro erhalten.

Der Grund für den Erfolg der Aktie, die auch an deutschen Börsen gehandelt wird: „Das US-Medizintechnik-Unternehmen ist weltweit führend bei der Herstellung und Entwicklung von künstlichen Herzklappen“, sagt Helge Müller, Chefstratege bei der Genfer Vermögensberatung Genève Invest.

Edwards Lifescience profitiere damit von der zunehmend älter werdenden Bevölkerung in den Industrienationen. „Umsatz und Gewinn wachsen kontinuierlich um rund 15 Prozent pro Jahr“, sagt Müller.

Technologischer Vorreiter

Gegründet wurde das Unternehmen 1959 vom Ingenieur Miles Edwards, nachdem er die erste künstliche Herzklappe entwickelt hatte. Bis heute sei es dem Unternehmen gelungen, technologischer Vorreiter bei der Entwicklung künstlicher Herzklappen zu bleiben. „Der Aktienkurs sieht entsprechend solide aus“, sagt Müller. Während in der Finanzkrise von Sommer 2008 bis Frühjahr 2010 viele Wertpapiere Kursverluste von mehr als 50 Prozent erlitten, stieg die Börsennotierung von Edwards Lifescience sachte, aber stetig weiter an.

Und Analysten erwarten auch künftig weitere Kursgewinne, nachdem der Herzklappen-Hersteller im vergangenen Quartal erneut seinen Umsatz um 19,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,17 Milliarden US-Dollar gesteigert hatte. „Der Kurs dürfte in den kommenden zwölf Monaten auf 280 US-Dollar steigen“, prognostiziert Suraj Kalia, Pharma-Aktien-Spezialist bei der New Yorker Bank Oppenheimer & Co. Aktuell notiert das Papier bei 225 US-Dollar.

Solide Investments

Die Aktie des US-Konzerns zählt damit zu jenen Papieren, die als besonders solides langfristiges Investment gelten. „Stalwarts“ – zu deutsch: „die Standfesten“ – nennt die US-Investorenlegende Peter Lynch solche Unternehmen. In seiner Zeit als Manager des Magellan Fonds der US-Anlagegesellschaft Fidelity von 1977 bis 1990 hat der heute 77-jährige vor allem auf solche Werte gesetzt und mit ihnen eine durchschnittliche Jahresrendite von 29,2 Prozent eingefahren.

Es sind Unternehmen, die Produkte herstellen oder Dienstleistungen anbieten, die immer benötigt werden. Egal, ob die Konjunktur gerade wächst – oder schrumpft. Das klassische Beispiel dafür sind Erzeuger von Nahrungsmitteln und Grundprodukten des täglichen Bedarfs wie Danone, Johnson & Johnson, Nestlé und Unilever oder Wasch- und Reinigungsmittel-Hersteller wie Henkel und Procter & Gamble. „Deren Aktienkurse verdoppeln und verdreifachen sich über zehn oder 15 Jahre, weil ihr Geschäft langsam, aber stetig wächst“, sagt Lynch.

Wie stark solche Aktien in turbulenten Börsenphasen sein können, zeigte sich zu dieser Woche, als wegen des überraschenden Corona-Viren-Ausbruchs in Italien die Börsen zu weltweit auf Talfahrt gingen, der deutsche Leitindex Dax allein am Montag und Dienstag um 5,8 Prozent einbrach.

Die Aktie des US-Herstellers von Gesundheitsprodukten, von Johnson & Johnson, gab hingegen lediglich um 3,2 Prozent nach. Die Papiere von Danone, Henkel, Nestlé, Procter & Gamble und Unilever fielen um nur 3,8 bis 4,5 Prozent – und damit ebenfalls deutlich schwächer als die großen Indizes.

Starke Marktposition entscheidend

Ein Beispiel für ein kaum bekanntes Unternehmen, das aufgrund seiner starken Marktposition Umsatz und Gewinn kontinuierlich überdurchschnittlich steigern kann, ist MSCI. Der New Yorker Finanzdienstleister hat sich auf die Entwicklung und Vermarktung von Börsenindizes spezialisiert. Er kassiert Lizenzgebühren von börsennotierten Indexfonds, kurz ETF genannt, die passiv einen seiner Indizes nachbilden.

Weil Indexfonds keine teuren Manager beschäftigen, sind ihre Gebühren sehr niedrig. Deshalb locken sie immer mehr Profi- und Privatanleger. Zur Jahrtausendwende waren weltweit 100 Milliarden US-Dollar in ETF investiert. Heute sind es nach Berechnungen des US-Indexfonds-Anbieters Blackrock 4700 Milliarden US-Dollar.

„MSCI profitiert vom Wachstum der ETF-Branche“, sagt Stratege Müller. Der Aktienkurs hat sich seit 2010 mehr als verzehnfacht. Zwar beträgt die Dividendenrendite aktuell nur knapp ein Prozent. Allerdings hat MSCI die Ausschüttungen Jahr für Jahr erhöht. Analysten erwarten, dass dies so bleibt, und prognostizieren im Schnitt für dieses Jahr eine Dividende von umgerechnet 2,63 Euro – dies wäre ein Plus von elf Prozent gegenüber den 2,37 Euro im Vorjahr.

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