Interprofessionelles Arbeiten
Weniger Burnout bei Ärzten und Pflegern freut die Patienten
Deutschlands Krankenhäuser machen sich auf den Weg, über interprofessionelle Zusammenarbeit die Versorgung zu verbessern. Angesetzt wird bei Burnout auslösenden Arbeitsstrukturen.
Veröffentlicht:Berlin. Bei der interprofessionellen Zusammenarbeit von Pflegekräften und Ärzten in Krankenhäusern alleine auf die unterschiedlichen Ausbildungsgänge zu schauen, blendet die strukturellen Probleme der Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe aus. Darauf haben Teilnehmer einer Veranstaltung im Rahmen der europäischen Ratspräsidentschaft Deutschlands am Mittwoch in Berlin verwiesen.
„Eine flächendeckende Gesundheitsversorgung wird nur gelingen, wenn die Zusammenarbeit der Professionen neu gedacht wird“, sagte der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus. Noch ständen Standesdünkel, Abrechnungsziffern und getrennte Ausbildungsgänge einer von Grund auf verbesserten Kommunikation der Professionen im Wege.
60 Krankenhäuser machen mit
Mit dem Projekt „Magnet4Europe“, finanziert von der Europäischen Union, sollen die Weichen für das interprofessionelle Zusammenwirken ärztlicher Berufe und der Pflegefachkräfte, aber auch weiterer im Krankenhaus tätigen Berufsgruppen neu gestellt werden. Darauf verwies der Gesundheitssystemforscher Professor Reinhard Busse von der Technischen Universität Berlin.
An der Interventionsstudie nähmen 60 Krankenhäuser aus sechs europäischen Ländern teil, alleine 21 in Deutschland. Der Start erfolgt aktuell. Die Untersuchung soll bis Ende 2023 laufen.
Angesetzt werden solle bei der Gesundheit der Mitarbeiter, berichtete Busse. Vorbild sind mehr als 500 Krankenhäuser in den USA, in denen mit der Intervention bessere Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern geschaffen worden seien.
Registriert würden dort weniger Burnout-Erkrankungen, eine höhere Arbeitszufriedenheit, geringere Personalfluktuation und damit auch verbesserte Patientensicherheit und bessere medizinische Ergebnisse.
Lernen von den USA
Durch Befragungen der Ärzte und Pflegekräfte wolle man Gründen für fehlende mentale Gesundheit in den Arbeitsstrukturen auf die Spur kommen, so Busse.
Jedes in Europa teilnehmende Krankenhaus werde zudem dafür mit einem Partnerhaus in den USA verbunden, um von den dortigen Erfolgen schnell profitieren zu können. Dort versuchen viele Kliniken, psychischen Erkrankungen ihrer Mitarbeiter aufgrund von Arbeitsstress schon seit 15 Jahren mit veränderten Strukturen und Hierarchien zu begegnen.
Auf weitere strukturelle Hindernisse in der Zusammenarbeit der Professionen wies Professor Michael Ewers vom Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Berliner Charité hin.
Um diese zu überwinden, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen Chronifizierung von Leiden und Multimorbidität in die Versorgungsgestaltung einfließen.
Finanzierung ein Hindernis
Zudem stelle auch die Finanzierung über zwei verschiedene Sozialversicherungssysteme ein Hindernis dar. Es werde zu oft nebeneinander statt miteinander gearbeitet, sagte Ewers. Viele Entscheidungsprozesse orientierten sich an der „Kapitänsdoktrin“, die Partizipation und Teamorientierung vernachlässige.
In Deutschland sei deshalb nicht einmal wirklich erforscht, wie ein Versorgungsteam tatsächlich zusammengesetzt sein sollte.