Kommentar zu IT-Anwendungen

Wie Frankensteins Monster

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass jede Software so benutzerfreundlich und anwendungsorientiert wie nur möglich programmiert ist, der Alltag in Krankenhäusern und Praxen ist ein Anderer.

Benjamin LassiweEin Kommentar von Benjamin Lassiwe Veröffentlicht:

Bevor im Mittelalter etwas schriftlich festgehalten wurde, musste ein drängendes Problem bestehen. So lernt man es im Studium der Geschichtswissenschaft. Denn es war recht aufwendig, ein Pergament herzustellen, einen Schreiber zu finden und dann alles aufzuschreiben.

Und im Grunde genommen hat sich daran bis heute nichts geändert: Bevor etwas per Gesetz geregelt wird, bevor eine Forderung erhoben wird, muss es einen Problemdruck geben. Und der muss so groß sein, dass sich Menschen bereit erklären, eine Sache anzupacken.

Deswegen sollte es ein Alarmzeichen sein, wenn der Marburger Bund nun eine Leitlinie für benutzerfreundliche medizinische IT-Anwendungen fordert. Denn dieser Vorgang zeigt, wie groß die Probleme mit unausgereifter Software mittlerweile sind: Während es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, dass jede Software so benutzerfreundlich und anwendungsorientiert wie nur irgend möglich programmiert wird, ist der Alltag in Krankenhäusern und Praxen ist ein ganz Anderer: Ärzte, Pflegekräfte und MFAs klagen ohne Ende über nicht ausgereifte Programme, über abstürzende Software und Systeme, die Stunden brauchen, um ein eRezept auszustellen. Zuweilen hat die bloße Erwähnung des Begriffs „Gematik“ in Gesprächen dieselbe Wirkung wie „Frankensteins Monster“.

Natürlich braucht es Digitalisierung in Kliniken wie in Praxen. Natürlich können Computerprogramme das Leben für alle Beteiligten einfacher machen und die Qualität von Behandlung und Dokumentation verbessern. Aber das alles funktioniert nur, wenn die zum Einsatz kommende Software auch wirklich ausgereift ist. Sie muss funktionieren, bevor sie irgendwohin ausgeliefert wird.

Denn Medizinerinnen und Mediziner sind keine Versuchskaninchen oder Beta-Tester: Sie sollten ihre ohnehin schon knapp bemessene Zeit dem Patienten widmen können und sich nicht durch Troubleshooting-Anleitungen, Installationsanweisungen oder Helpdesk-Hotlines kämpfen müssen. Sie haben den gleichen Anspruch wie jeder andere Kunde darauf, dass ein einmal erworbenes Produkt einsatzfähig ist und funktioniert.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Antibiotika bei Bindehautentzündung wenig wirksam

Was bei Kindern häufig eine infektiöse Konjunktivitis auslöst

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll