Unterschätzter Arbeitsplatz

Im Großraumbüro wird sich mehr bewegt

Viele sehnen sich nach einem stillen Einzelbüro. Doch eine Studie hat jetzt ergeben: Menschen, die in Großraumbüros arbeiten, bewegen sich deutlich mehr. Die Forscher haben eine Vermutung, woran das liegt.

Veröffentlicht:
Ungeliebt, aber anscheinend gut für die Bewegung: Ein Großraumbüro ohne Abtrennungen.

Ungeliebt, aber anscheinend gut für die Bewegung: Ein Großraumbüro ohne Abtrennungen.

© Trueffelpix / stock.adobe.com

TUCSON. Arbeitnehmer in Großraumbüros bewegen sich mehr und haben weniger Stress als Mitarbeiter in Einzelbüros oder in abgeschirmten Büroflächen. Möglicherweise suchen die Mitarbeiter entfernt von ihrem Schreibtisch Privatsphäre für vertrauliche Gespräche, berichten US-Forscher um Professor Esther Sternberg vom University of Arizona College of Medicine (Occup Environ Med 2018; online 20. August).

Sie haben für ihre Studie hunderte von Beschäftigten in verschiedenen US-Behörden drei Tage lang mit Brustsensoren ausgestattet, um deren Bewegung und Herzfrequenzen aufzuzeichnen, berichtet die BBC.

Der potenzielle Gesundheits-Nutzen von Bewegung im Büro sei nicht zu ignorieren, so die Forscher in der Mitteilung. Sie räumen allerdings ein, dass dabei andere Faktoren wie Treppen und Aufzüge eine Rolle spielen könnten. Dies sei die erste Studie, in der Bewegungsaktivitäten und Stress im Büro auch gemessen wurden und die Ergebnisse nicht auf Befragungen basieren.

Das häufige Sitzen bei Büro-Arbeit begünstigt Herzkreislauf-Erkrankungen aber auch Müdigkeit und schlechte Laune. Durch die mangelnde Aktivität werde Stress auch stärker empfunden.

Mehr Bewegung = weniger Stress?

In der Studie mit 231 Angestellten in Bürohäusern der US-Regierung hatten Mitarbeiter in Großraumbüros ohne Raumteilern 32 Prozent mehr Bewegung im Vergleich zu Mitarbeitern in Einzelbüros und 20 Prozent Bewegung im Vergleich zu Mitarbeitern in Bürobereichen mit schalldämmenden Raumteilern. Insgesamt bewegten sich Männer dabei mehr als Frauen.

Eine höhere Bewegungsaktivität war dabei im Mittel mit einer um 14 Prozent verringerten Stressbelastung verknüpft im Vergleich zu den weniger Aktiven. Auch ältere Mitarbeiter hatten im Vergleich zu den jungen eine höhere Stressbelastung.

Die Studienteilnehmer beantworteten zudem stündlich während der Arbeitszeit Fragen zu ihrer aktuellen Stimmung. Die höchste Stressbelastung ergab sich bei Arbeitnehmern, die auch zu Hause viel Stress hatten.

Besseres Büro-Design zur Gesundheitsförderung

"Wir alle wissen, dass wir uns im Büro mehr bewegen sollten, doch alle Initiativen hierzu halten nicht lange vor", wird Autorin Sternberg vom BBC zitiert. "Verändertes Büro-Design könnte ein Ansatz sein, gesundheitsförderndes Verhalten zu begünstigen".

Zwar würden Einzelbüros oder abgeschirmte Büroflächen von Arbeitnehmern mehr geschätzt, doch hätten Großraumbüros andere Vorteile: verbesserte oder auch spontane Kommunikation und eine erhöhte Aufmerksamkeit für Kollegen.

Auch andere Designmerkmale könnten Bewegung im Büro fördern: die Lage von Konferenzräumen oder auch die Zugänglichkeit von Treppen und Aufzügen. (eis)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!