Weder Ampel oder Nutri-Score
Der dritte Weg bei der Lebensmittelkennzeichnung?
Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde präsentiert Ernährungsministerin Klöckner ein in der Branche weitgehend konsentiertes Kennzeichnungssystem.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Debatte um die Lebensmittelkennzeichnung in Deutschland ist in vollem Gange. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) hat sich noch nicht für ein gesetzlich verbindliches Kennzeichnungssystem entscheiden können. Derweil drängt unter anderem die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) auf ein rasches Handeln.
System für Klöckner eine Entscheidungshilfe
Wie der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) vor Kurzem mitteilte, hat sich der überwiegende Teil der deutschen Lebensmittelwirtschaft unter seiner Federführung erstmals gemeinsam auf ein einheitliches Nährwertkennzeichnungsmodell verständigt, das auf der Vorderseite von verpackten und verarbeiteten Lebensmitteln die wesentlichen Nährstoffe sowie die Kalorienzahl anschaulich und leicht verständlich visualisiert.
Dieses System sei nun Ministerin Klöckner zur Kenntnis gegeben worden – als Entscheidungshilfe. Die Ministerin hatte das Max-Rubner-Institut (MRI) um Unterstützung bei der Entscheidungsfindung gebeten. Das MRI seinerseits veranschlagt aber mehrere Jahre, um ein neues System zu kreieren und einzuführen – Zeit, die laut DANK nicht im Kampf gegen Adipositas und Diabetes verplempert werden darf.
150 Modelle weltweit
In der Tat ist die Lebensmittelkennzeichnung alles andere als einheitlich. „Es gibt weltweit 150 Kennzeichnungsmodelle, davon 80 mit Nährwertbezug. Alle diese Modelle haben wissenschaftlich betrachtet Vor- aber auch Nachteile. Und allein die Zahl zeigt, dass kein Modell dabei ist, das flächendeckend von der Lebensmittelwirtschaft akzeptiert werden kann. Eine Vergleichbarkeit der Produkte ist für Kunden daher nicht gegeben“, resümiert BLL-Präsident Stephan Nießner.
Weder die britische Lebensmittelampel noch der in Frankreich bereits auf freiwilliger Basis eingeführte Nutri-Score fänden mehrheitlich Unterstützung, so Nießner.
„Wir haben von Beginn an deutlich gemacht, dass wir das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel der Etablierung eines vereinfachten Nährwertkennzeichnungssystem unterstützen, um den Verbrauchern eine zusätzliche Orientierung zu bieten. Deshalb haben wir nun ein eigenes Modell vorgelegt, das visuell arbeitet, dem Verbraucher die Wahl erleichtert, die Vorgaben aus dem Koalitionsvertrag sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt – und vor allem von den BLL-Mitgliedern mitgetragen wird“, rührt Nießner die Werbetrommel für das wertfreie Label. (maw)