Vorsorge gegen plötzlichen Herztod von Athleten
Sportmediziner fordern kardiologische Vorsorgeuntersuchungen für Leistungssportler und ambitionierte Freizeitsportler.
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Wer Leistungs- oder Wettkampfsport betreibt, sollte sicherstellen, dass mit seinem Herz alles in Ordnung ist, empfehlen Sportmediziner. © sida / fotolia.com
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MÜNCHEN. Im Zusammenhang mit immer wieder vorkommenden plötzlichen Herztodesfällen fordern Sportmediziner, dass sich Leistungssportler und ambitionierte Freizeitsportler vorsorglich untersuchen lassen. In Italien habe ein Vorsorgeprogramm dazu geführt, dass Todesfälle bei jungen Wettkampfsportlern um 90 Prozent zurückgegangen sind.
Nach Angaben von Professor Martin Halle, Leiter des Zentrums für Prävention und Sportmedizin an der TU München, gibt es zwei grundsätzliche Ursachen für plötzliche Herztodesfälle bei Sportlern. Bis etwa zum 35. Lebensjahr handele es sich meist um hypertrophe Kardiomyopathien mit genetischem Hintergrund. Diese lassen sich durch körperliches Training nicht beeinflussen, sagte Halle zur "Ärzte Zeitung". Die Betroffenen dürften letztlich keinen Leistungssport betreiben. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Jenseits des 35. Lebensjahres kommen vor allem die bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren ursächlich ins Spiel.
"Um die hypertrophe Kardiomyopathie nicht zu übersehen, muss man bereits junge ambitionierte Sportler untersuchen", betonte Halle. Dabei sei ein Ruhe-EKG meist bereits wegweisend. Allerdings sehe man nur bei 75 Prozent tatsächlich Hypertrophiezeichen, bei einem Viertel der Patienten müsse man auf diskretere Veränderungen wie Abweichungen der Herzachse oder erhöhte ST-Streckenabgänge in den Brustwandableitungen achten. Im Zweifelsfall ist eine Echokardiographie erforderlich. Sinnvoll sind diese Untersuchungen zum Abschluss der Pubertät, weil sich bis dahin meist die Kardiomyopathie ausgeprägt hat. Zudem kann die Familienanamnese bereits Hinweise liefern.
Die Anamnese steht für über 35-jährige Sportler, die womöglich früher geraucht und gar keinen Sport getrieben haben, ebenfalls an erster Stelle. Manchmal ergibt das Gespräch Hinweise auf eine familiäre Hypercholesterinämie. In dieser Altersgruppe sollte zudem immer ein Belastungs-EKG angefertigt werden, so Halle. Weitere Untersuchungen richten sich nach individuellen Gegebenheiten.