Hormonstörungen

Von wegen Baby-Blues

Der Weg bis zur Diagnose einer postpartalen Hashimoto-Thyreoiditis ist oft lang.

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BERLIN. Bei depressiven Verstimmungen oder Reizbarkeit nach der Geburt sollte auch an eine Hashimoto-Thyreoiditis als Ursache gedacht werden. Daran erinnert die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) aus Anlass der 3. Hormonwoche im September.

Etwa sieben Prozent aller Frauen erkranken nach der Entbindung an einer autoimmun bedingten Funktionsstörung ihrer Schilddrüse."Oft dauert es lange, bis die Diagnose gestellt wird.

Die Symptome wie anhaltende Erschöpfung, Reizbarkeit oder Schlaflosigkeit werden häufig mit der neuen Belastungssituation in Verbindung gebracht und als ,Baby-Blues‘ fehlinterpretiert", wird Privatdozent Dr. Joachim Feldkamp, Klinikum Bielefeld, zitiert.

Zudem bliebe die Erkrankung häufig lange unentdeckt, da sie keine Schmerzen verursache. Eine nachgeburtliche Hashimoto-Thyreoiditis entwickelt sich aus bisher nicht vollständig geklärten Gründen in einem Zeitraum von etwa sechs bis 52 Wochen nach der Entbindung.

"Besonders gefährdet sind Frauen, bei denen schon vor oder während der Schwangerschaft erhöhte Schilddrüsen-Antikörper – sogenannte TPO-Antikörper – festgestellt wurden, also Frauen mit einer Neigung zu Hashimoto oder Morbus Basedow sowie Diabetikerinnen.

Ein besonderes Risiko haben auch junge Mütter mit Schilddrüsenerkrankungen in der Familie", so der Endokrinologe, der Mitglied im Beirat der Akademie für Fort- und Weiterbildung der DGE ist in der Mitteilung der DGE.

Verschiedene Phasen

Oft verläuft die Erkrankung in verschiedenen Phasen. Dabei kommt es zunächst zu einer Schilddrüsenüberfunktion mit Nervosität, beschleunigtem Herzschlag und verstärktem Schwitzen.

Daran schließe sich häufig eine Phase der Schilddrüsenunterfunktion an, in der die Frauen an Antriebsschwäche, Lustlosigkeit, unerklärlichen Tränenausbrüchen oder Ängsten leiden, erinnert die DGE. "Ein Bluttest klärt, ob eine Schilddrüsenentzündung vorliegt.

Für jede Phase stehen wirksame Medikamente bereit, so dass es den Patientinnen in der Regel schnell besser geht", erklärt Feldkamp. Bei einem Teil der Frauen bildet sich die Erkrankung nach einem Jahr von ganz allein zurück.

"Junge Mütter mit Symptomen einer Wochenbettdepression sollten grundsätzlich hinsichtlich einer Störung ihrer Schilddrüsenfunktion untersucht werden", betont auch Professor Sven Diederich, Ärztlicher Leiter Medicover Deutschland und Vizepräsident der DGE aus Berlin.

"Leider wird die Störanfälligkeit der Schilddrüse in der Schwangerschaft gerade bei Risikopatientinnen oft unterschätzt und die Funktion des Organs in dieser besonderen Lebensphase nicht routinemäßig überprüft – dies muss sich ändern", so Diederich in der Mitteilung der DGE.

"Eine Schwangerschaft stellt höchste Anforderungen an die Schilddrüse, sowohl was den Jodstoffwechsel als auch die Hormonproduktion betrifft." Abweichungen können sich gravierend auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirken. (eb)

3. Deutsche Hormonwoche (15.-22.09.2018): https://www.endokrinologie.net/hormonwoche-2018.php

Kommentare
Dr. Manfred Krüger 24.08.201808:55 Uhr

Dabei kommt es zunächst zu einer Schilddrüsenüberfunktion(?)

Diese Aussage ist absolut nicht zutreffend, da bei einer Hashiumoto-Thyreoiditis initial nur selten ein erheblicher Anstieg der Schilddrusenhormonwerte zu beobachten ist. Es kommt insgesamt nur selten zu einer sog."Hashitoxikose",gleichgültig, ob mit oder ohne Schwangerschaft.
In meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Nuklearmediziner habe ich ganz bestimmt nicht mehr als 2 Dutzend "Hashitoxikosen" gesehen.
Daß nach einer Schwangerschaft vermehrt Autoimmunerkrankungen auftreten können, ist aber duechaus zutreffend.

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