Lungenärzte: Nasenspülung nur bei akuten Infektionen!
NEU-ISENBURG (bsc). Manche Menschen schwören auf tägliche Nasenspülungen, weil sie überzeugt sind, damit Infektionen abwehren zu können. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die regelmäßigen Spülungen mit Salzlösung machen anfälliger für Infekte der Nasennebenhöhlen.
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Bei der Spülung mit Salzlösung wird die Tülle in ein Nasenloch gedrückt und das Wasser in die Nase gegossen. Es läuft aus dem anderen Nasenloch hinaus.
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Das ist das Ergebnis einer Studie, die auf der Jahrestagung des American College of Allergy, Asthma & Immunology vorgestellt wurde, berichtet die "MMW" (152, 2010, 6). 68 Personen mit rezidivierenden Sinusitiden hatten zunächst zwölf Monate lang täglich die Nase gespült, danach weitere zwölf Monate auf die Spülung verzichtet. Im zweiten Studienjahr war die Sinusitisrate gegenüber dem ersten Jahr um 63 Prozent gesunken. In einer weiteren Studie, in der 24 Personen zwölf Monate lang täglich die Nase mit Salzlösung spülten, waren Infektionen der Nasennebenhöhle ebenfalls häufiger als in einer Kontrollgruppe, und zwar um 50 Prozent.
Professor Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung, erklärt die ungünstigen Auswirkungen der Spülungen so: "In der Nasenschleimhaut befinden sich wichtige Immunzellen, die Abwehrstoffe wie IgA und IgG, Lactoferrin, Lysozym, Alfa- und Betadefensin produzieren und deren Zusammensetzung sich verändert, wenn sie ständig ausgewaschen werden. Zudem schädigt das ständige Spülen mit hypertoner Salzlösung das Flimmerepithel." Morr rät daher dringend von regelmäßigen Nasenspülungen ab. Lediglich bei akuten Sinusitiden und dann für maximal eine Woche sei die Anwendung sinnvoll, weil sie dann die Sekretolyse fördern kann.