EHEC: Therapie mit Apherese, nicht antibiotisch
WEIMAR (ars/wst). Nicht vom Keim, sondern vom Toxin droht bei EHEC-Infektionen Gefahr. Deshalb ist als Therapie eine Apherese angezeigt.
Nephrologen unterstützen die Behandlung bei schweren EHEC-Infektionen mit der Apherese. Obwohl die Möglichkeiten zu dieser "Blutwäsche" in Norddeutschland nahezu ausgeschöpft sind, hat die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie die Versorgung gesichert.
Einer Mitteilung zufolge hat sie ein Netzwerk geschaffen, um Patienten in andere Regionen zu überweisen. Zudem hat sie Apheresemaschinen in nephrologische Zentren nach Norddeutschland eingeflogen, um dort die Kapazitäten aufzustocken.
EHEC verursacht durch das Gift Verotoxin nicht nur Durchfälle, sondern auch den Abbau von Erythrozyten. Als Folge der Hämolyse kommt es zu Blutarmut und Insuffizienz der Nieren, da Zelltrümmer deren feine Blutgefäße verkleben.
Dadurch entsteht ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS), eine Trias aus Nierenversagen, Anämie und Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie). Oft kommt es auch zu Schäden in anderen Organen, etwa eine Schwellung des Gehirns.
Im günstigen Fall ist das Nierenversagen vorübergehend, denn die Kapillaren können sich erholen, so dass die Patienten nur zeitweilig eine Dialyse benötigen.
Die Apherese, die sonst oft bei Autoimmunerkrankungen angewandt wird, eliminiert die Schadstoffe und ersetzt das Blutplasma. Wenn diese Behandlung rasch beginnt, lassen sich lebensbedrohliche Komplikationen wie Hirnödeme und bleibendes Nierenversagen vermeiden.
Obwohl EHEC Bakterien sind, sind Antibiotika nach derzeitigen Kenntnissen kontraindiziert. Denn die Gefahr geht nicht vom Keim aus, sondern vom Toxin. Und Antibiotika stimulieren die Toxinproduktion, so dass sich das Krankheitsbild eher verschlimmert. Auch von Antidiarrhoika wird abgeraten, da sie möglicherweise die Resorption von Toxinen aus dem Darm begünstigen.
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