Forschungskongress
Einschwören auf den Kampf gegen Krebs
Was exzellente Forschung in Deutschland zum Kampf gegen Krebs beitragen kann, darüber tauschen sich aktuell Experten beim 1. Deutschen Krebsforschungskongress aus.
Veröffentlicht:HEIDELBERG/WIESBADEN. Der 1. Deutsche Krebsforschungskongress, der am 4. und 5. Februar in Heidelberg stattfindet, wird von der Deutsche Krebsgesellschaft, der Deutschen Krebshilfe und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) als erste gemeinsame Maßnahme der „Nationalen Dekade gegen Krebs“ ausgerichtet.
Bei der Eröffnung verwies Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung, nochmals auf die Ziele der kürzlich vorgestellten „Nationalen Dekade gegen Krebs“ hin – nämlich eine Bündelung der Kräfte aus Forschung und Praxis, um Krebs besser zu verstehen, zu verhindern und zu heilen.
„Unser bestes Werkzeug ist die Forschung. Der 1. Deutsche Krebsforschungskongress ist daher ein idealer Auftakt der Dekade“, so Karliczek in einer Mitteilung des DKFZ.
Mit dem Krebsforschungskongress werde auch erstmals in Deutschland eine Tagung angeboten, die das gesamte Themenspektrum von der Krebs-Grundlagenforschung bis hin zur Überführung der Ergebnisse in klinische Studien abdecke, wird Michael Baumann, der Vorstandsvorsitzende des DKFZ, in der Mitteilung zitiert. Die Veranstaltung sei gedacht als Stimulus für eine engere Zusammenarbeit der Krebsforschungs-Community.
Baumann sprach zugleich von einem drohenden Tsunami an Krebserkrankungen. Die Zahl der Erkrankungen könnte in Deutschland in den nächsten Jahren erheblich zunehmen. Bis zum Jahr 2030 werde die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr auf 600 000 steigen, unter anderem wegen der alternden Bevölkerung, sagte er am Montag in Heidelberg. Angesichts von bereits 500 000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland könne man von einem Tsunami sprechen.
Im Jahr 2016 starben in Deutschland laut neuen Destatiszahlen insgesamt 125.128 Männer und 105.597 Frauen an einer Krebserkrankung. Krebs ist hierzulande die zweithäufigste Todesursache. „Wir werden Krebs nicht in zehn Jahren beseitigen können“, betonte Baumann und reagierte damit auch auf Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Der hatte vorige Woche mit dem Satz für Aufmerksamkeit gesorgt: „Es gibt gute Chancen, dass wir in 10 bis 20 Jahren den Krebs besiegt haben“.
Fokus auch auf die Krebs-Prävention wichtig
Gerade im Bereich der Krebsrisikofaktoren fehle auch noch viel Evidenz. Die Präventionsforschung müsse in Deutschland daher einen viel höheren Stellenwert erhalten als bisher, fordert Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.
Er begrüßte es daher, dass die Prävention auf Kongress ein Teil des wissenschaftlichen Programms sei und auch in der „Nationalen Dekade gegen Krebs“ ganz oben auf der Agenda stehe.
Als ein Beispiel für Erfolge in der Krebsforschung wird auf die Tumor-Immunologie neben der bereits etablierten Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren verwiesen.
„Immuntherapien haben in den letzten Jahren die Behandlung einiger Krebsarten geradezu revolutioniert. Doch den teilweise spektakulären Heilungserfolgen stehen zahlreiche Patienten gegenüber, die von der Behandlung nicht profitieren. Woran das liegt und wie man hier Abhilfe schaffen kann, gehört zu den dringendsten Fragen der Krebsforschung“, so Frederik Wenz, Vorstandsmitglied der Deutschen Krebsgesellschaft in der Mitteilung.
Deutlich weniger Brustkrebs-Behandlungen
Am Montag veröffentlichte Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen etwa im Bereich der Brustkrebstherapie Fortschritte auf.
So wurden im Jahr 2017 in Deutschland 129.692 Frauen wegen Brustkrebs im Krankenhaus behandelt. Im Vergleich zum Jahr 2007 sei die Zahl der Behandlungen damit um 11,9 Prozent zurückgegangen, teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit.
Die meisten der Patientinnen, die mit einer Brustkrebsdiagnose stationär behandelt wurden, waren 50 Jahre und älter. Diese Gruppe machte einen Anteil von 81 Prozent der Patientinnen aus, während nur zwei Prozent unter 35 Jahre alt waren.
Zahlen des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut zeigen, dass zuletzt immer weniger Frauen neu an Brustkrebs erkrankt sind (siehe nachfolgende Grafik). 2008 waren noch 75.397 neue Brustkrebs-Fälle gezählt worden, sechs Jahre später 69.220. Die Daten basieren auf ärztliche Diagnosen.
Die 5-Jahres-Prävalenz stieg im Zeitraum von 2004 bis 2014 dagegen an (siehe nachfolgende Grafik). Eine Ausnahme stellt die Altersgruppe der 55- bis 64-jährigen Frauen dar. (run, ths mit dpa-Material)
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