Urologie-Projekt
Zweitmeinung bei Hodentumor verändert oft die Therapie
Jeder dritte Patient mit Hodenkrebs erhält eine andere Therapie als ursprünglich vorgesehen, wenn sein behandelnder Arzt nach der Diagnose eine Zweitmeinung bei einem ausgewiesenen Experten einholt.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Zurzeit ziehen nach Erfahrungen des bundesweiten Zweitmeinungsnetzwerkes Hodentumor Urologen bei jedem vierten neu diagnostizierten Hodentumor-Fall einen Spezialisten aus dem Zweitmeinungsportal der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) und der Deutschen Hodentumor Studiengruppe (GTCSG) hinzu, wie die Techniker Krankenkasse mitteilt. Über das Onlineportal bieten aktuell fast 40 Experten der Deutschen Hodentumorstudiengruppe an, die Erstdiagnose und geplante Therapieplanung beratend zu unterstützten.
Sowohl Klinikärzte als auch niedergelassene Urologen können ihre Befunde im Onlineportal eingeben. Innerhalb von 48 Stunden erhalten sie nach TK-Angaben von einem erfahrenen Spezialisten ihrer Wahl aus dem Netzwerk eine Rückmeldung zu ihrem Therapieplan. Die Erfahrung zeige: Bei jedem dritten Patienten werde eine Änderung empfohlen. In 40 Prozent dieser Fälle sei die Dosis der Chemotherapie reduziert worden, was die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessere. Einem Viertel der Patienten sei zu einer intensiveren Behandlung geraten worden.
Durch einen besonderen Versorgungsvertrag können die behandelnden Ärzte ihren Aufwand für das Einpflegen der pseudonymisierten Patientendaten abrechnen. Auch die Arbeit des Zweitmeinungsexperten und die Nachsorgedokumentation würden honoriert, so die TK.
"Wenn die Zweitmeinungsberatung als Sicherheitsmaßnahme verstanden wird und nicht als Bevormundung, dann profitieren alle Beteiligten – am meisten der Patient - von diesem ergänzenden Arbeitsschritt in einer qualitätsgesicherten onkologischen Therapie beim Hodentumor", so Dr. Gerson Lüdecke, Leitender Oberarzt am Universitätsklinikum Gießen, in einer Pressemitteilung der TK. Er steht als Zweitmeinungsgeber in Hessen zur Verfügung. Bislang haben laut Kassenabgaben 120 Urologen aus Hessen das Angebot für insgesamt 1500 Zweitmeinungen genutzt.
Professor Mark Schrader, Leiter des Zweitmeinungsprojekts und Chefarzt Urologie im Helios Klinikum Berlin-Buch ergänzt in diesem Zusammenhang: "Wenn noch mehr Ärzte die vereinte Expertise der Urologie-Spezialisten in Deutschland nutzen, werden wir die Versorgungsqualität bei Hodentumoren weiter verbessern."
Über die Internetseite www.hodentumor.zweitmeinung-online.de können Urologen anonymisiert die Daten ihrer Patienten mit einem diagnostizierten Hodentumor und gegebenenfalls die eigene Therapieplanung online an eines der Zweitmeinungszentren in Deutschland und Österreich übermitteln. (run)