Vom Darm ins Hirn
Parkinson beginnt möglicherweise im Magen
Ein gestörtes Protein wandert vom Magen-Darm-Trakt ins Hirn und löst dort Parkinson aus: Diese Hypothese haben Parkinson-Forscher jetzt weiter untermauert.
Veröffentlicht:KIEL. Schon länger vermuten Wissenschaftler, dass der Darmbereich ein Ursprung der Parkinson-Erkrankung sein könnte: Eine neue Studie aus Schweden, die im Magazin "Neurology" veröffentlicht wurde, feuert diese Hypothese an.
Die Forscher verglichen dabei Daten der schwedischen Gesundheitsdatenbank. Das Ergebnis: Patienten mit ganz oder teilweise durchtrenntem Vagusnerv erkrankten seltener an Parkinson als die Kontrollgruppe. Betrachteten die Wissenschaftler nur diejenigen mit vollständiger Durchtrennung des Nervs, sank die Parkinson-Rate um 22 Prozent. Lag die Vagotomie mindestens fünf Jahre zurück sogar um 41 Prozent.
"Die neue Studie hat zwar keine unmittelbaren Konsequenzen für die Therapie, aber sie zeigt uns, dass wir bei der Erforschung neuer Behandlungsoptionen den richtigen Weg eingeschlagen haben", sagt Professorin Daniela Berg von der der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Krankhaftes Eiweißmolekül auf Wanderschaft
Bei der Krankheit lagert sich das fehlgespaltene Eiweißmolekül Alpha-Synuklein an Nervenzellen im Gehirn ab. Die Verbindung von Magen-Darm und Hirn steht schon länger im Visier als möglicher Parkinson-Entstehungsort: Das womöglich durch Toxine und Pathogene gestörte Eiweiß könnte von dort ins Hirn hochwandern (Aszensionshypothese).
An der TU Dresden gelang es einer Arbeitsgruppe vor einiger Zeit im Tierversuch, eine gestörte Zellatmung als Parkinson-Trigger zu forcieren: Sie schleusten das Pestizid Rotenon in den Magen, störten damit die Mitochrondrienatmung und beobachteten die Ausbreitung der Störung ins Gehirn.