Leitartikel zu Cannabis-Konsum
Die Entkriminalisierung gehört auf die Agenda
Kriminalisierung und Pönalisierung waren lange Zeit die einzige Strategie gegen Drogenabhängigkeit. Doch inzwischen wird die Debatte um eine Legalisierung - zumindest für Cannabis - mit Augenmaß geführt. Nicht nur von Ärzten.
Veröffentlicht:Es kam, wie es kommen musste: Am Schluss lief alles auf die Frage hinaus, ob man Cannabis weiter verbieten solle oder nicht. Um es gleich zu sagen: Die Mehrheit auf der Veranstaltung "Drogenpolitik der Zukunft" der Friedrich Ebert Stiftung (FES) Niedersachsen in Hannover war offenbar für einen Neuansatz in der Drogenpolitik - zu Recht.
Derzeit sind zwei Trends festzustellen, erklärten die Referenten der Veranstaltung. Sozialarbeiter, Polizei, Ärzte und Beratungsstellen haben es geschafft, auf das Heroin-Drogenelend der 1980er und 90er Jahre eine Antwort zu finden. Rund 77.000 Betroffene erhalten heute in Deutschland eine Substitutionsbehandlung.
Zwar ist der Anteil der Patienten, die ein Drogensubstitut bekommen, in Deutschland mit rund 45 Prozent weit niedriger als bei den europäischen Nachbarn. In Frankreich werden 90 Prozent der schwer Drogenabhängigen so behandelt. Auch die Zahl der Ärzte, die eine Substitutionstherapie anbieten, ist mit 2300 längst nicht ausreichend. Was auch daran liegt, dass die Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtmVV) diese Ärzte kriminalisiert, wenn sie auf die Take-Home-Regelung zurück- greifen. Trotz dieser Einschränkungen gilt die Substitutionstherapie als wirksames Werkzeug gegen die Folgen der Sucht. Kriminalität, Strafverfolgung, Inhaftierung und daraus resultierende Folgekrankheiten können vermieden werden.
Außerdem sinkt die Zahl der Drogentoten. Derzeit sterben in Deutschland jährlich rund 1000 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen - das sind 20 Prozent weniger als vor zehn Jahren. In Niedersachsen hat sie sich sogar halbiert...
Jetzt gleich lesen ... Jetzt gleich lesen ...
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Fischöl bei die Fische