Pflegewissenschaftler
Schwarzarbeit trägt häusliche Pflege mit
In der häuslichen Pflege in Deutschland sind schwarzarbeitende Betreuer aus Osteuropa längst eine wichtige Säule, betont ein Pflegewissenschaftler. Er fordert die Politik auf, sich des Themas anzunehmen.
Veröffentlicht:KARLSRUHE. In deutschen Haushalten arbeiten geschätzte hunderttausende illegal beschäftigte Betreuungspersonen in der Pflege von Senioren. Ein Pflegeexperte fordert nun, dass sich die Politik dieser Tatsache bewusst wird.
„Man wird sich dem Thema systematisch zuwenden müssen“, sagte Pflegewissenschaftler Michael Isfort vom Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP).
Die Betreuer stammen vor allem aus Osteuropa, meist handelt es sich um Frauen. Längst seien sie eine wichtige Säule in der häuslichen Versorgung Pflegebedürftiger – ohne dass die Politik dies in hinreichender Weise zur Kenntnis nehme, bemängelt Isfort.
„Wäre häusliche Versorgung zu bewerkstelligen, wenn diese Arbeitsverhältnisse wegfielen? Nein!“, sagte er.
Zudem gehe es nicht nur um den Schutz von Betreuungspersonen vor Ausbeutung, sondern auch um den der ihnen anvertrauten alten Menschen. Nötig sei eine Debatte, die zwischen den beteiligten Ministerien stattfinden müsse. „Da müssen Ausnahmetatbestände definiert und Sozialrechte angefasst werden – es ist ein Riesenaufwand“, sagte er. „Aber es muss passieren.“
So viel kostet eine ausländische Betreuungskraft
Wie teuer eine ausländische Betreuungskraft in etwa ist, hat der Verband für Häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) bekannt gegeben. Eine von einer Agentur vermittelte Kraft kostet demnach im Monat zwischen 1800 und 2000 Euro.
Das entspreche in etwa dem Niveau des Eigenanteils für einen Platz in einem Pflegeheim. Hinzu kommen den Angaben zufolge allerdings noch Kost und Logis für die im Haushalt lebenden Beschäftigten und die Lebenshaltungskosten des zu Betreuenden.
Der Eigenanteil ist das Geld, das die Pflegebedürftigen oder deren Angehörige für den Heimplatz aufbringen müssen, da die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten übernimmt. Die Belastungen sind allerdings von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich (siehe nachfolgende Landkarte).
Ursprünglich kamen die meisten Betreuungspersonen aus Polen, zu 90 Prozent sind dies Frauen, berichtet VHBP. Inzwischen aber rücke Südosteuropa, insbesondere Rumänien, in den Vordergrund, so der Verband. (dpa/ths)