Vorsorge-Koloskopie

Das verfehlte Screening-Ziel

Jeder dritte ältere GKV-Patienten sollte es sein, am Ende war es nur rund jeder Fünfte: Das Programm der Vorsorge-Koloskopie hat sein Ziel nicht erreicht. Die Zahl Teilnehmer sinkt wieder. Jetzt soll ein neues Verfahren helfen.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Blick von hinten: Jüngere nehmen die Vorsorge-Koloskopie zunehmend in Anspruch.

Blick von hinten: Jüngere nehmen die Vorsorge-Koloskopie zunehmend in Anspruch.

© Klaus Rose

LUDWIGSHAFEN. In den vergangenen zehn Jahren nach Einführung der Vorsorge-Koloskopie waren knapp fünf Millionen gesetzlich Versicherte vorsorglich bei der Darmspiegelung. Das ist jeder fünfte Versicherte.

"Trotz intensiver Aufklärung haben wir das Ziel, jeden dritten der gesetzlich Versicherten zwischen 55 und 74 Jahren mit dem Angebot der Vorsorge-Koloskopie zu erreichen, bislang verfehlt", sagte Dr. Lutz Altenhofen vom Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung am Dienstag bei der Auftaktpressekonferenz der Stiftung LebensBlicke zum Darmkrebsmonat März in Ludwigshafen.

Rechnet man die kurativen und privatärztlich erbrachten Koloskopien hinzu, so könne Altenhofen zufolge von einer Gesamtkoloskopierate zwischen 50 bis 60 Prozent ausgegangen werden. Altenhofen bestätigte einen Rückgang der Teilnahmequote in den letzten Jahren von anfänglich rund 600.000 Vorsorgekoloskopien auf jährlich etwa 400.000 im GKV-Screening-Programm.

Jedoch nähmen deutlich mehr jüngere Menschen die Koloskopie in Anspruch. Gefunden wurden bei den gesetzlich versicherten Teilnehmern 42.263 Karzinome (1,0 Prozent), bei 0,6 Prozent In-situ-Karzinome und bei 6,6 Prozent fortgeschrittene Adenome.

Mehr als zwei Drittel der Karzinome sind in einem frühen und damit prognostisch günstigem Stadium (UICC I und II) entdeckt worden. Und: Die 291.000 Patienten mit fortgeschrittenen Adenomen die abgetragen werden konnten, hatten den größten Nutzen von dem Screening-Programm. Aus jedem vierten Fall hätte sich Darmkrebs entwickelt, so Altenhofen.

Was die Zehn-Jahres-Analyse auch gezeigt hat, ist, dass Männer durchschnittlich fünf bis zehn Jahre früher Adenome oder ein Karzinom entwickeln. Damit werde die schon seit einigen Jahren erhobene Forderung der Stiftung LebensBlicke, Männern früher die Darmspiegelung anzubieten, nun wissenschaftlich untermauert, betonte er.

Die Komplikationsrate lag bei 2,3 von 1000 Untersuchungen, am häufigsten waren Blutungen (1,5 von 1000), die meist beherrschbar waren. Bei 0,6 von 1000 Untersuchungen kam es zu kardiopulmonalen Komplikationen. Insgesamt sei die Koloskopie eine "weitgehend sichere Methode".

Eine Steigerung der Teilnahmequote soll durch die Einladungsverfahren erreicht werden. Zudem wären ärztliche Beratungsgespräche "mit genügend Zeit" und verbesserte Testverfahren im niedrigschwelligen Bereich nötig, so Altenhofen.

Professor Jürgen F. Riemann, Vorstandvorsitzender der Stiftung LebensBlicke, rechnet noch 2014 mit einer Einführung der immunologische Tests (i-FOBT) ins GKV-System. Strenge Qualitätsvorgaben seien angesichts der Fülle an immunologischen Tests auf dem Markt unabdingbar, an denen die Stiftung LebensBlicke zusammen mit der Deutschen Krebsgesellschaft und anderen Entscheidern derzeit intensiv arbeite.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 25.02.201423:26 Uhr

Das kann ich für meine Praxis nicht bestätigen!

Der Anteil meiner Patientinnen und Patienten, die mit 55 und 65 Jahren eine präventive Koloskopie durchführen lassen, liegt weit über 50 Prozent.

1. weise ich meine Patienten persönlich darauf hin, dass ich selbst meine Vorsorge-Koloskopie mit 55 habe machen lassen. Und nächstes Jahr selbst wieder dran bin.
2. habe ich Patienten, die ohne die Vorsorge-Koloskopie ihren Darmkrebs erfolgreich operieren und nachbehandeln lassen konnten, als potenzielle Paten für die Patienten, die sich das erst noch überlegen wollen.
3. Patienten, die bei der Präventiv-Koloskopie einen Tumor-Zufallsbefund hatten, können auch darauf angesprochen werden, ihre persönliche Erfahrung als Empfehlung weiterzugeben.
4. haben wir in Dortmund und den Nachbarstädten ein breites Spektrum hochqualifizierter Gastroenterologen, bisher o h n e ernsthafte Zwischenfälle und Komplikationen.
5 "high-risk"-Patienten gehören in die 4 kooperierenden stationären Darmzentren der Kliniken.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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