Gute Nachrichten des Jahres 2024

Positiver Jahresrückblick: Davon bleiben Arztpraxen erst einmal verschont

Dass das Ampel-Aus vielen Gesetzen den Todesstoß verpasste, hat für Praxen auch seine guten Seiten. Von welchen Vorhaben sie erst einmal verschont bleiben, zeigt eine Auswahl – in unserer Serie zu den guten Nachrichten im Jahr 2024.

Veröffentlicht:
Ein Smiley neben dem Schriftzug "2024"

Dass viele Lauterbach’schen Gesetze nicht mehr durch den Bundestag kommen, hat auch sein Gutes.

© Aliaksandr / stock.adobe.com

Berlin. So einiges wollte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in seiner Amtszeit auf den Weg bringen. Doch vieles, was in den zurückliegenden Jahren aus dem Ministerium angekündigt wurde, liegt nun unter den Trümmern des Ampelbruchs begraben. Zum Glück, sagen Praxen.

Zu den Vorhaben, die Lauterbach jetzt beerdigen muss oder die er aufgrund schwieriger Haushaltslage und unverständiger Koalitionspartner gar nicht erst in die Gesetzesentwürfe bekam, gehören unter anderem:

  • die Gesundheitskioske: Lauterbach wollte in ganz Deutschland langfristig bis zu 1.000 Gesundheitskioske in sozial benachteiligten Regionen etablieren. Viele Ärzteverbände kritisierten die „Büdchen“. Ihre Sorge: Mit den Kiosken werde die Gesundheitsversorgung nicht gestrafft, gebündelt und koordiniert, sondern Patienten ein weiterer Trampelpfad ins Gesundheitswesen eröffnet. Solche parallelen Strukturen würden am Ende den Praxen noch mehr Arbeit bescheren. In den Gesetzentwurf für das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) konnte Lauterbach sein Lieblingsprojekt aufgrund des Widerstands in der FDP allerdings nicht unterbringen. Seine Hoffnung, dass es die Kioske im Zuge des parlamentarischen Verfahrens wieder hineinschaffen würden, hat sich nicht erfüllt.
    Lesen sie auch
  • Jahrespauschale und Primärversorgungszentren: Beide fallen unter die Rubrik „Gute Idee - aber so wie geplant Murks“. Angesichts der GSVG-Regelungen zu der neuen, nicht mehr quartalsbezogenen Chronikerpauschale wurde insbesondere Diabetes-Schwerpunktpraxen schon schwummrig. Sie fürchteten aufgrund inkonsistenter Vorgaben Honorareinbußen. Die Note „ungenügend“ bekam das Ministerium auch für seine Idee von Primärversorgungszentren, die es wie die Gesundheitskioske ebenfalls nicht in den GSVG-Gesetzentwurf schafften. Mutlos fanden die Pläne die Pioniere einer solchen interdisziplinären und interprofessionellen Gesundheitsversorgung, wie etwa das Berliner Gesundheitskollektiv oder die Poliklinik in Hamburg-Veddel: Die im GSVG vorgesehene Ausgestaltung sei viel zu arztzentriert, die Arztsitz-Vorgabe völlig unrealistisch, das Problem der Finanzierung von wirklich berufsgruppenübergreifenden Primärversorgungszentren werde überhaupt nicht gelöst. Sollten diese beiden grundsätzlich guten Ideen in der nächsten Legislaturperiode wieder aus den Schubladen gekramt werden, wäre das die Gelegenheit, sie zu überarbeiten und zu verbessern.
  • 24/7-Bereitschaftsdienste: Etwas ratlos ließen Lauterbachs Pläne zur Notfallreform die KVen zurück. Unter anderem sah der Gesetzentwurf die Verpflichtung der Kassenärztlichen Vereinigungen vor, sowohl den aufsuchenden Bereitschaftsdienst als auch eine telemedizinische Beratung sieben Tage die Woche rund um die Uhr anzubieten - das zusätzlich zur Besetzung der Notdienstpraxen. „Wie soll das neben den Sprechstunden personell bewerkstelligt werden?“, fragte nicht nur die KV Niedersachsen. Nicht zu vergessen: Die Pläne hätten die Finanzierung des Bereitschaftsdienstes für die KVen und damit für die Vertragsärzte und -psychotherapeuten verteuert. Hier hat der vorläufige Stopp für das Notfallreformgesetz den KVen eine kleine Atempause verschafft.
    Lesen sie auch
  • Gesundes-Herz-Gesetz: Kein anderes Gesetz der zurückliegenden Monate ist so zerrissen worden wie das Gesundes-Herz-Gesetz. Einigen Kritikern galt es als Beweis dafür, dass die Gesundheitsversorgung in Deutschland auf dem Weg zur Staatsmedizin sei. Kopfschütteln erntete Bundesgesundheitsminister Lauterbach dafür, per Gesetz und nach Meinung etlicher Experten evidenzfrei die Statinverordnung zu regeln. (juk)
Schlagworte:
Mehr zum Thema

Wahlprogramme und Forderungen

Themenseite zur vorgezogenen Bundestagswahl 2025

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
In Deutschland gibt es immer weniger klinische Forschung. Was Deutschland hingegen zu leisten imstande ist, zeigte sich zuletzt bei der COVID-19-Pandemie: mRNA-basierte Impfstoffe wurden schnell entwickelt und produziert.

© metamorworks / stock.adobe.com

Handlungsempfehlungen

Deutschland-Tempo statt Bürokratie-Trägheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps