Begleitetes Studieren

Modellprojekt will für Allgemeinmedizin begeistern

Mit einem neuen Projekt sollen Medizinstudenten an der Uni Mainz bereits ab dem fünften Semester für die Allgemeinmedizin begeistert werden. Ein Begleitprogramm für die Weiterbildung lässt jedoch auf sich warten.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Viele Medizinstudierende legen sich erst spät im Studium auf ein Fachgebiet fest.

Viele Medizinstudierende legen sich erst spät im Studium auf ein Fachgebiet fest.

© Peter Atkins / Fotolia.com

MAINZ. Patienten über eine lange Zeit medizinisch betreuen – schon im Studium? Mit einem neuen Projekt wollen Universitätsmedizin Mainz und Stiftung Perspektive Hausarzt genau das möglich machen. Unter dem Titel "Mainzer Allgemeinmedizin – Begleitetes Studieren" (kurz MA-BS) wollen sie die Nachwuchsmediziner schon früh für den Hausarztberuf begeistern. Und das geht natürlich am besten im direkten Patientenkontakt.

Viele Medizinstudierende würden sich gerade zu Beginn des klinischen Studiums für die hausärztliche Versorgung interessieren, entschieden sich später aber trotzdem gegen eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin, heißt es in einer Mitteilung der Projektpartner. "Das Projekt bietet die große Chance, dieser Tendenz entgegenzuwirken, indem Medizinstudierende ganz unmittelbar und über einen ausgedehnten Zeitraum erfahren, wie wichtig und spannend die hausärztliche Arbeit ist", erklärt Professor Michael Jansky, Inhaber des neu geschaffenen Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der Universitätsmedizin Mainz.

Patienten langfristig begleiten

Das zum Wintersemester gestartete Projekt richtet sich an Medizinstudierende vom fünften bis zehnten Semester und bietet eng verzahnte Praxis- und Theorieveranstaltungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der frühen Patientenbetreuung in den begleitenden Lehrpraxen. Jeder Teilnehmer bekommt zwei bis drei Langzeitpatienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern zur langfristigen Betreuung zugewiesen. Einmal im Semester findet ein Praxistag statt, an dem Studierende "ihre" Patienten mitbetreuen können. Anschließend folgen Reflexion und Diskussion. Außerdem geplant sind Exkursionen zu Landarztpraxen und Praxistage in der physikalischen Therapie, der Reha sowie in Pflege- und Altenheimen.

Das Projekt stoße schon jetzt auf großes Interesse bei den Studierenden, berichtet Vincent Jörres, Sprecher des Hausärzteverbandes. Aktuell gibt es zehn Plätze, die jedoch künftig ausgeweitet werden sollen.

Die Stiftung Perspektive Hausarzt fördert das "Begleitete Studieren" vorläufig mit insgesamt 45.000 Euro. Zunächst ist es auf viereinhalb Jahre ausgelegt. Sollten die Resultate im Sommer 2020 positiv sein, sei es wünschenswert, eine entsprechende Langzeitbetreuung von Studierenden im Bereich der Allgemeinmedizin über das Hauptstudium hinweg permanent zu integrieren, so Jörres. Doch ob es dazu kommt, sei vom heutigen Standpunkt aus noch offen.

Der Hausärzteverband ist stolz darauf, dass das Projekt das erste seiner Art in Deutschland ist. "Grundsätzlich gibt es natürlich vergleichbare Projekte, die sich für eine Stärkung der Allgemeinmedizin beziehungsweise der hausärztlichen Versorgung an den Universitäten einsetzen – die konkrete Ausgestaltung ist jedoch neu", betont Jörres.Die Wahl sei auf Mainz als Projektstandort gefallen, weil "es in der Region viele ländlich geprägte Gegenden gibt, bei denen die Frage nach der Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung mit besonderer Dringlichkeit diskutiert wird", erläutert Jörres.

Wie steht es um die Weiterbildung?

Immer wieder wird in Rheinland-Pfalz auch laut darüber nachgedacht, jenseits der Universität ein Begleitprogramm für Ärzte in Weiterbildung anzubieten, wie es beispielsweise mit der Verbundweiterbildung Plus in Baden-Württemberg und dem Weiterbildungskolleg der Kompetenzzentren Weiterbildung Allgemeinmedizin Hessen etabliert worden ist. Bisher allerdings ohne konkrete Ansätze.

"Es bestehen innerhalb der Universitätsmedizin Mainz Bemühungen, ein Begleitprogramm zur allgemeinmedizinischen Weiterbildung für Rheinland-Pfalz in die Wege zu leiten", sagt Dr. Julian Wangler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Allgemeinmedizin in Mainz, auf Anfrage der "Ärzte Zeitung". "Doch unmittelbar gibt es ein solches Programm noch nicht. Für die Zukunft wäre dies jedoch mehr als wünschenswert."

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