Medizinstudium

Männerquote für Ärzte? Studierende sagen Nein

In einem Gastbeitrag für die "FAZ" macht ein Radiologe die "Verweiblichung" der Medizin als Grund für Unterversorgung aus – und fordert die Einführung einer Männerquote.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:

BERLIN. Die Bundesvertretung der Medizinstudierenden (bvmd) hat die Forderung nach einer Männerquote für das Medizinstudium zurückgewiesen. "Um Missstände zu erklären oder Lösungen für Probleme der Versorgung zu finden, ist aus Sicht der Studierenden eine Unterteilung der ärztlichen Versorgung nach Geschlechtern nicht geeignet", so Sprecherin Carolin Siech und Ausbildungskoordinator Bertram Otto.

Der Radiologe Professor Jürgen Freyschmidt hatte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 6. März geschrieben: "Die Abiturnote und der höhere Frauenanteil bei der Zulassung zum Medizinstudium sind die entscheidenden Hindernisse, um den Mangel an tätigen Ärzten langfristig zu beheben." Aktuell liegt der Frauenanteil bei den Zulassungen zum Medizinstudium bei 65 Prozent. Der Radiologe schlägt für die Vergabe eine "Quote von 50 Prozent weiblichen und 50 Prozent männlichen Bewerbern" vor, die nicht anhand der Abiturnote, sondern durch ein Losverfahren ausgewählt werden. Zudem regt er die Einführung eines psychologischen Eignungstests an, bei dem Fähigkeiten zu menschlicher Zuwendung, Lernbereitschaft und Verständnisfähigkeit abgeklärt werden sollen.

Die Studierenden lehnen beides ab. "Die vorgeschlagenen Alternativen bringen aus unserer Sicht keine Vorteile. Untersuchungen zeigen, dass psychometrische Tests für ein Auswahlverfahren in Frage zu stellen sind." Ein Los-Verfahren sei als Zulassungskriterium gänzlich ungeeignet: "Die Zulassung darf nicht zu einem Glückspiel werden." Einzig die Abiturnote habe einen nachgewiesenen prognostischen Wert für ein erfolgreiches Staatsexamen, betonen die angehenden Ärzte.

In einem Punkt geben die Studierenden dem Radiologen allerdings recht: "Das aktuelle Zulassungsverfahren ist inhomogen und sozial ungerecht", finden sie. Die bvmd setzt sich bereits seit Jahren für eine Änderung des Zulassungsverfahrens ein. Der Verband fordert, die Wartezeit und die Abiturnote als alleiniges Kriterium abzuschaffen, die fachspezifische Studierfähigkeit zum Beispiel durch einen Eignungstest zu prüfen. Zudem sollen soziale Kompetenzen und die Motivation berücksichtigt werden – etwa anhand abgeschlossener Ausbildungen in medizinnahen Berufen oder Freiwilligendienste.

Der Masterplan Medizinstudium 2020:

www.aerztezeitung.de/926358

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Kommentare
Horst Grünwoldt 10.04.201713:26 Uhr

Ärzte-Gender

Es dürfte eigentlich gut sein, wenn auch die Ärzteschaft jeweils zur Hälfte aus Frauen und Männern bestehen würde. Schließlich entspricht das nicht nur der Menschheits-Unterteilung, sondern auch den unterschiedlichen Anforderungen und "skills" des vielseitigen ärztlichen Berufs und seiner Fachdisziplinen.
Natürlich mögen die Beweggründe, Mediziner zu werden divergieren. So werden Frauen vielleicht aufgrund des größeren "Helfer-Syndroms" und Spenderinnen menschlichen Lebens primär bewegt sein -neben guten Abinoten- das Studium der Heilkunde aufzunehmen.
Für Männer möge neben dem naturwissenschaftlichen Interesse, vor allem auch das Berufsprestige und die guten Verdienstaussichten im "Weißkittel" zum Studium der Humanmedizin führen.
Jedenfalls sollte das Arztsein nach der langjährigen und teuren Ausbildung wirklich eine tiefe Berufung in Vollzeit-Tätigkeit sein.
Vorhersehbar ist leider zu Ungunsten der Ärztinnen, dass sie nach späteren "Berufungen" als Ehefrau und Mutter all zu oft den Kittel an den Nagel hängen. Das ist gewiß nicht nur volkswirtschaftlich und für die ärztliche Versorgung ein großer Verlust.
In meinem tierärztlichen Beruf hat sich in den zurückliegenden 50 Jahren folgendes bemerkenswertes Bild ergeben. Zu meinem Studiumbeginn in den 60er Jahren waren in den veterinärmedizinischen Fakultäten etwa 90 Prozent Männer eingeschrieben. Bis heute hat sich das völlig umgekehrt: inzwischen sind nur noch 10 Prozent der immatrikulierten Vet´s auf dem Weg zum Tierarztberuf! Dabei hat sich inzwischen in der anstrengenden, ländlichen Großtierpraxis ein Mangel an Veterinären eingestellt, weil die meisten Tierärztinnen in die städtischen Kleintierpraxen flüchten.
Wie bekannt ist, gibt das vielseitige Berufsbild "des Tierarztes" in unserem Bio- und Öko-Zeitalter noch mannigfaltige andere Perspektiven. Da sind zunächst die Veterinär- und Lebensmittel-Ämter mit ihren öffentlichen Aufgaben im Bereich der Lebensmittel-Fleisch- und Futtermittel-Hygiene-Überwachung, dem Vollzug des gesetzlichen Tierschutzes und der Tierseuchenüberwachung und -bekämpfung, bis hin zum Vollzug der Kosmetik- und Tabakverordnung, sowie der Zulassung von Stätten der Gemeinschafts-Verpflegung (Gaststätten und Kantinenbetriebe). Natürlich sind Tierärzte auch Berater in landwirtschaftlichen Betrieben mit Tierhaltung- und zucht; und bei zoologischen Interesse selbstverständlich potentielle Tierparkleiter.
Und wie meine eigene vielseitige Laufbahn ergeben hatte, können Veterinärmediziner wegen ihres Studiums zwischen Biologie und Medizin, sowohl interdisziplinär im agrarwissenschaftlichen, wie auch life-science-Bereich und der forschenden Pharmaindustrie befriedigende Tätigkeiten finden.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

Diethard Friedrich 15.03.201714:22 Uhr

zehn zu eins

Aufgepasst! In dieser Generation sind in Finnland von zehn Gynäkologen acht bis neun weiblich.

Henning Fischer 15.03.201712:53 Uhr

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