Was seit Ende Januar passiert ist
Corona-Chronik: Vier Monate, 180. 000 Infizierte und viele Verordnungen
Die Corona-Pandemie hat Deutschland nicht nur einen zeitweisen Lockdown eingebracht, sondern auch viele Verordnungen im Gesundheitswesen. Eine Übersicht.
Veröffentlicht:27. Januar: Im Landkreis Starnberg wird der erste Corona-Fall diagnostiziert. Der Patient wird isoliert; die Symptome sind mild.
1. Februar: Rund 120 Deutsche kehren aus Wuhan zurück; sie sind symptomfrei, werden aber vorsorglich in Germersheim in Quarantäne genommen; bis auf zwei Personen war niemand infiziert.
7. Februar: BMG und BZgA informieren über Symptome und Schutzmaßnahmen bei Verdacht auf eine Corona-Infektion.
24. Februar: Angesichts bedrohlich wachsender COVID-19-Infektionen in Italien rechnet Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit einem Übergreifen auf Deutschland: „Corona ist in Europa angekommen.“
27. Februar: Nach bestätigten Infektionen in Baden-Württemberg und NRW setzen Innen- und Gesundheitsministerium den im Infektionsschutzgesetz vorgesehenen Krisenstab ein. Der soll auch Schutzausrüstungen beschaffen. Produktionskapazitäten in Deutschland sollen hochgefahren werden. Mit Organisationen der Ärzte, Apotheker und Kliniken wird über Vorkehrungen beraten.
1. März: Pressekonferenz mit Spahn. RKI-Präsident Prof. Lothar Wieler schätzt das Risiko für die Bevölkerung aktuell als „mäßig“ ein. „Das Risiko für die Gesellschaft ist gestiegen, die Gefahr für den Einzelnen ist aber weiterhin nicht groß“, sagt Prof. Christian Drosten von der Charité.
Exportverbot für medizinische Schutzausrüstung. Das BMG wird zuständig für die zentrale Beschaffung von Schutzausrüstung für Ärzte, Kliniken und Pflege.
In der Regierungserklärung zur Bekämpfung des Coronavirus im Bundestag stellte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn klar: „Die Sicherheit der Bevölkerung geht vor – auch vor wirtschaftlichen Interessen“.
10. März: Der Krisenstab des BMI und BMG empfiehlt die Absage aller Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern. Bei kleineren Veranstaltungen soll gemeinsam mit der zuständigen Gesundheitsbehörde eine Risikoabschätzung auf Grundlage der Kriterien des RKI getroffen werden.
12. März: Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länder-Regierungschefs beschließen, dass Krankenhäuser vermehrt Intensiv- und Beatmungskapazitäten für COVID-19- Patienten reservieren.
13. März: Bund und Länder beschließen die Verschiebung aller planbaren Operationen.
16. März: Bayern ruft den Katastrophenfall aus.
17. März: Das RKI stuft das Risiko von „mäßig“ auf „hoch“. Es gilt ein Einreisestopp für Reisende aus Drittstaaten; es wird eine weltweite Reisewarnung ausgesprochen. Reisen in der EU müssen auf das unbedingt Notwendige beschränkt werden.
22. März: Bund und Länder beschließen weitgehende Kontaktbeschränkungen, insbesondere im öffentlichen Raum; Gastronomie und viele Dienstleistungsbetriebe müssen schließen; zum Teil Ausgangsbeschränkungen.
Zweite Märzhälfte: Die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie prognostiziert acht Millionen gleichzeitig Infizierte und 1,7 Millionen intensivpflichtige Patienten, würden keinerlei Maßnahmen ergriffen.
22. März: Eine Kommission des Bundesinnenministeriums prognostiziert in einem Worst-Case-Szenario über eine Million Tote.
25. März: Der Bundestag beschließt das „COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetz“, mit dem die wirtschaftlichen Folgen für Krankenhäuser und Vertragsärzte aufgefangen werden. Mit dem „Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ wird die Reaktionsfähigkeit auf Epidemien verbessert.
30. März: Anpassung der Approbationsordnung. Medizinstudenten sollen die Versorgung unterstützen, ohne dass ihr Studium gefährdet wird.
1. bis 31. März: Im Lauf des gesamten Monats steigt die Zahl der gemeldet Covid-19-Infektionen exponentiell von wenigen Dutzend täglich auf 6294 am Monatsende.
1. April: Verordnung über die Meldepflicht für freie Intensivbetten.
10. April: Die Zahl der pro Tag gestorbenen Corona-Patienten erreicht mit 250 ihr Maximum.
17. April: Spahn kündigt eine neue Normalität in der Krankenhausversorgung an. Ab Mai sollen 25 bis 30 Prozent der Intensivkapazitäten für Corona-Patienten reserviert werden. Weitere Pläne: Ausbau der Testkapazitäten, Förderung der Entwicklung von Impfstoffen.
Erste Aprilhälfte: Die Zahl der täglichen Neuinfektionen ist rückläufig.
20. April: Zehn-Punkte-Plan zur Stärkung der Gesundheitsämter; personelle Aufstockung; 150 000 Euro je Amt zur digitalen Aufrüstung.
14. Mai: Der Bundestag beschließt das Zweite Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite. Infizierte sollen damit schneller gefunden, getestet und versorgt werden. Außerdem sieht das Gesetz umfassendere Meldepflichten für Labore und Gesundheitsämter vor. Pflegekräfte sollen einen Bonus erhalten und pflegende Angehörige besser unterstützt werden.
27. Mai: Die neue Testverordnung regelt, dass die gesetzlichen Krankenkassen in klar definierten Fällen auch die Tests auf das Coronavirus für Personen bezahlen müssen, die keine Symptome aufweisen.
Im Laufe des Mai sinkt die Zahl der Neuinfektionen auf unter 1000 pro Tag und stabilisiert sich am Monatsende zwischen 300 und 400 pro Tag.
3. Juni: Der Koalitionsausschuss beschließt ein Konjunkturpaket mit einem Volumen von 130 Milliarden Euro, 10 Milliarden Euro sind für die Stärkung des Gesundheitswesens und den besseren Schutz vor zukünftigen Pandemien vorgesehen. Davon vier Milliarden Euro für mehr Personal und bessere technische Ausstattung der Gesundheitsämter; drei Milliarden Euro für ein „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ für verbesserte Notfallkapazitäten und digitale Infrastruktur; eine Milliarde Euro zur Förderung der Produktion wichtiger Medikamente und Medizinprodukte; 750 Millionen Euro für die Entwicklung von Impfstoffen; eine Milliarde Euro für eine nationale Reserve an medizinischer Schutzausrüstung. Außerdem wird die Sozialgarantie 2021 beschlossen, die Beitragslast für Sozialausgaben soll nicht über 40 Prozent steigen. (HL)