Regiobudgets und Medibus

Die alternativen Versorgungskonzepte der Opposition

Vertreter der Opposition im Bundestag haben auf dem Hauptstadtkongress alternative Versorgungs- und Finanzkonzepte diskutiert – und für mehr Prävention plädiert.

Von Anno Fricke Veröffentlicht:
Die große Koalition hat ihr Versprechen, die Sektoren im Gesundheitswesen zu überwinden, nicht eingelöst, monierten die Oppositionsvertreter bei der Videodiskussion am Dienstag im Rahmen des Hauptstadtkongresses.

Die große Koalition hat ihr Versprechen, die Sektoren im Gesundheitswesen zu überwinden, nicht eingelöst, monierten die Oppositionsvertreter bei der Videodiskussion am Dienstag im Rahmen des Hauptstadtkongresses.

© Screenshot/HSK

Berlin. Aus der „Bundestagsrunde – Wie geht es weiter mit der Gesundheitspolitik in Deutschland“ wurde aus technischen Gründen eine Oppositionsrunde. Das machte den Rückblick auf die Pandemie und den Ausblick auf die nächste Legislaturperiode gleichwohl nicht weniger spannend.

Die Vertreterinnen und Vertreter der vier Oppositionsparteien setzten sich mit der Pandemie auseinander, skizzierten ihre Vorstellungen von einer künftigen Versorgung und plädierten zu guter Letzt für mehr Prävention. Weitgehende Einigkeit herrschte darüber, dass die großen Versprechen der Koalition wie die Überwindung der Sektoren und die Neuausrichtung der Notfallversorgung nicht eingelöst worden seien.

Die Auseinandersetzung mit SARS-CoV-2 habe gezeigt, welchen Nachholbedarf Deutschland bei der Digitalisierung habe. „Das haben wir jetzt hautnah miterlebt“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion Christine Aschenberg-Dugnus mit Blick auf die digitalen Defizite des ÖGD und die aktuellen Diskussionen über die Dokumentation von Tests und Impfungen.

Telemedizin nur als „zusätzliches Angebot“

Dr. Achim Kessler, gesundheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion, fühlte sich darin bestätigt, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst gestärkt werden müsse. Dafür und für weitere Umbaumaßnahmen werde die Erhöhung des Bundeszuschusses um sieben Milliarden Euro für 2021 nicht ausreichen.

Kessler plädierte für eine Bürgerversicherung die alle Einkünfte einbeziehe und für eine Senkung der Arzneimittelpreise in Deutschland. Die Versorgung auf dem Land sieht er in regionalen Gesundheitszentren, Genossenschaften oder in Medibussen. Telemedizin dürfe immer nur „zusätzliches Angebot“ in der Versorgung sein, nicht Ersatz für das eigentliche Angebot, sagte Kessler. Neue Versorgungsformen aufzusetzen dürfe allerdings nicht an der Bürokratie scheitern.

Maria Klein-Schmeink, die gesundheitspolitische Sprecherin von Bündnis90/Die Grünen, hatte auch eine Bürgerversicherung im Gepäck, in die die PKV eingebunden werden solle. Es bedürfe eines Neuaufbruchs der Versorgung in regionalen Verbünden. Voraussetzung sei, dass solche Verbünde auf standardisierte Finanzierungsinstrumente zugreifen könnten, um Planungssicherheit für den Aufbau von Behandlungspfaden zu gewinnen.

Junge Ärzte mit Stipendien werben

Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Detlev Spangenberg, brachte für die Versorgung in der Fläche ein an die ehemaligen Polikliniken der DDR angelehntes Modell ins Spiel. Nicht überlebensfähige Kliniken sollten in solche MVZ umgewandelt werden. Zudem sollte jungen Ärzten mit Studienstipendien die Arbeit auf dem Land schmackhaft gemacht werden. Gleichzeitig sollten die Budgets bei den niedergelassenen Ärzten fallen.

In puncto Prävention war man sich weitgehend einig. Darin stecke Einsparpotenzial, wenn sie demografische und soziale Entwicklungen berücksichtige.

Lesen sie auch
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025