Medica

Kunst als Vermittler zwischen Arzt und Patient

Seit Jahren experimentiert der Kreative Hartmut Husmann mit der künstlerischen Darstellung komplexer medizinischer Zusammenhänge.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
"Osteoporose": Osteoklasten wandern an der Wirbelsäule entlang - in ihrer Wirkung behindert von einem Bisphosphonat.

"Osteoporose": Osteoklasten wandern an der Wirbelsäule entlang - in ihrer Wirkung behindert von einem Bisphosphonat.

© Hartmut Husmann

DÜSSELDORF. Wissenschaft trifft Medizintechnik, und Kunst trifft Wissenschaft. Auf diesen Nenner könnte man die Verbindung der Medica Education Conference (MEC) mit der Ausstellung von Hartmut Husmann bringen. Der Werbekreative und Kommunikationsberater aus Frankfurt am Main begleitet das neu konzeptionierte Konferenzprogramm der Medica mit seiner Präsentation "MEDICALart - die Symbiose aus Medizin & Kreation" im Foyer des CCD Congress Center Düsseldorf.

Die Kunstrichtung MEDICALart hat Husmann bereits vor mehr als 25 Jahren geschaffen. Für Agenturkunden aus dem Gesundheitswesen entwickelte er visuelle Interpretationen medizinischer Themen auf der Grundlage von Röntgenbildern, Magnetresonanztomografien oder rasterelektronenmikroskopischen Aufnahmen.

Nüchterne Ästhetik erfährt Emotion

Hartmut Husmann

Mit "X-Ray-Art" fing in den 1980er-Jahren alles an. Hartmut Husmann, Werbekreativer und Designer in Frankfurt am Main, entwickelte ein Informationskonzept zur Mammografie. Mit Hilfe verschiedener Farbauszüge, Airbrush und Rastermodifikationen entstand ein eindrucksvolles Bild, das den Blick des Betrachters auf den Tumor fokussierte.

Auszeichnung: Bei einem Wettbewerb deutscher und japanischer Designer 1990 in Tokio und Osaka erhielt Husmann für seine X-Ray-Art den Bronze-Award. Es folgten Aufträge aus der Pharmaindustrie, Ausstellungen und weitere Preise.

MEDICALart: Bei der Medica 1997 fiel Husmann mit seiner lebensgroßen Installation zur Arterosklerose auf. Aus X-Ray-Art wurde MEDICALart. Inspiriert von bildgebenden Verfahren schuf Husmann weitere Werke zum Thema Onkologie, unter anderem für die Deutsche Krebshilfe, zu endokrinologischen, neurologischen oder kardiologischen Themen.

Deren nüchterne Ästhetik und teils verborgene Informationen würden von ihm, so Husmann, emotionalisiert, und zwar durch freie Illustrationen, überzeichnete Skizzen, Strukturmalerei und Collagen. Für Aufmerksamkeit sorgten zudem seine Animationsfilme sowie Installationen, zum Beispiel zum Thema Arterosklerose. Die Ergebnisse solcher Projekte sollen letztlich den Dialog zwischen Arzt und Patient unterstützen.

Für seine MEDICALart nutzt Husmann unter anderem digitale Bildgestaltungsoptionen. Pathophysiologische Zusammenhänge von Schmerzen oder Krebs, von ungewollter Kinderlosigkeit bis Nierenfunktionsstörungen werden im Bild komprimiert. Das Besondere der künstlerischen Arbeit Husmanns liegt im Umgang mit den verschiedenen Materialien und seiner Symbolik.

So wird der Begriff "Osteoporose" sofort (be)greifbar, wenn man Osteoklasten an der Wirbelsäule "entlang wandern" sieht - in ihrer Wirkung behindert von einem Bisphosphonat (siehe Foto). Die Bedeutung einer Kolonstenose bei einem Menschen mit Morbus Crohn lässt sich bei der Betrachtung von Husmanns großformatiger Leinwandarbeit emotional erahnen.

Der Kreative kann die Wirkung von Botenstoffen und Arzneien im Gehirn ebenso visuell erklären, wie er das Ergebnis einer Gel-Elektrophorese mit Hilfe von Schallwellen in ein faszinierendes Lichtobjekt transformieren kann.

Künstler mehrfach ausgezeichnet

Für seine Arbeiten ist Husmann bereits mehrfach ausgezeichnet worden. In Düsseldorf werden seine Werke die Fortbildungsthemen der MEC aus der inneren und interventionellen Medizin reflektieren.

Bilder, die Rationales und Emotionales in Balance bringen, jedoch immer auch positiv wirken und Hoffnung vermitteln wollen.

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