Internationale Studie

Diskriminierung von adipösen Menschen hängt offenbar vom Wohnort ab

Wer adipös ist, hat schlechte Karten: So haben Betroffene etwa weniger soziale Kontakte. Neue Forschungen zeigen aber: Nicht überall ist die Diskriminierung gleich stark.

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In Gegenden, wo Adipositas stark verbreitet ist, fühlen sich Übergewichtige weniger stark diskriminiert.

In Gegenden, wo Adipositas stark verbreitet ist, fühlen sich Übergewichtige weniger stark diskriminiert.

© Aunging / stock.adobe.com

Mannheim. Menschen mit Adipositas müssen laut Studien nicht zwangsläufig mit negativen gesundheitlichen und sozialen Folgen rechnen.

Eine neue Untersuchung zeigt, dass die Probleme weniger schwerwiegend sind, wenn die Betroffenen in Gegenden leben, in denen Adipositas verbreitet ist. Das geht aus einer am Montag veröffentlichten internationalen Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Sozialforschung hervor. Als adipös gilt, wer einen Body-Mass-Index von 30 oder mehr hat.

Nach bisherigen Forschungen sind adipöse Menschen häufiger arbeitslos, haben weniger Freunde und weisen eine schlechtere physische und mentale Gesundheit auf. Sie erlebten außerdem Vorurteile und Diskriminierung.

Daten von rund 3,4 Millionen Menschen analysiert

„Wir haben uns gefragt, ob diese Nachteile in manchen kulturellen Kontexten stärker ausgeprägt sind als in anderen“, so Studienleiterin Jana Berkessel. Die Wissenschaftler sammelten Archivdaten von mehr als 3,4 Millionen Menschen aus den USA und dem Vereinigten Königreich.

Dabei fanden sie heraus, dass die Folgen der Adipositas vom Wohnort abhängen: In Regionen mit niedriger Adipositasrate seien Betroffene häufiger arbeitslos im Vergleich zu denen, die in Gebieten mit hoher Adipositasrate lebten. Auch ihre Gesundheit sei weniger stabil. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in der US-amerikanischen Fachzeitschrift „Psychological Science“ veröffentlicht.

Geringere Stigmatisierung besser für die Gesundheit

Die Forscher untersuchten auch die Einstellungen der Teilnehmenden zum Thema Gewicht. Sie stellten fest, dass die Voreingenommenheit gegenüber Adipositas in Gebieten mit hohen Adipositasraten am geringsten war. Das könne erklären, „warum Menschen mit Adipositas in diesen Gebieten seltener alleinstehend sind und eine bessere Gesundheit berichten als vergleichbare Personen in Regionen mit geringer Adipositasrate“. Die Stigmatisierung sei geringer.

„Es ist nachvollziehbar, dass Menschen mit Adipositas in Regionen mit niedrigen Adipositasraten stärker auffallen und deshalb ganz andere soziale Erfahrungen im Alltag machen“, erklärte Berkessel. Die Ergebnisse zeigten, dass zumindest einige der negativen Folgen von Adipositas „sozial konstruiert“ seien.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich die Häufigkeit von Adipositas von 1975 bis 2021 weltweit fast verdreifacht. Allein in den USA belaufen sich die durch Adipositas verursachten Gesundheitskosten demnach auf rund 147 Milliarden Dollar jährlich. (KNA)

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