Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Adipositas-Experten begrüßen neue Regeln für gesunde Kost
Nutzen Sie die Lebensmittelvielfalt und essen Sie abwechslungsreich, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an erster Stelle. Gleich an zweiter Stelle werden in den "10 Regeln für gesunde Ernährung" jetzt fünf Portionen Gemüse und Obst pro Tag genannt.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Auf Basis neuer Entwicklungen in der Ernährungswissenschaft hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ihre "10 Regeln für eine gesunde Ernährung" aktualisiert. Zwar bleiben die Kernbotschaften im Wesentlichen unverändert, die neuen Regeln sind aber zeitgemäßer formuliert und daher leichter umsetzbar, teilt die Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) mit.
"Wir begrüßen die neuen, vereinfachten DGE-Regeln, denn langfristig kommt es auf eine gesunde Lebensmittelauswahl an, dazu müssen wir die Menschen befähigen – "verkopfte" Nährwertempfehlungen sind im Alltag für den Verbraucher weder umsetzbar noch überprüfbar", wird DAG-Präsident Professor Matthias Blüher in der Mitteilung zitiert.
Relevante Veränderungen
"Die `10 Regeln´ haben sich nur sehr subtil aber relevant verändert: Sie sind präziser und kürzer gefasst und zeichnen sich an manchen Stellen durch kommunikative Schwerpunktverlagerungen aus", so der Leipziger Adipositasforscher weiter. "Wir begrüßen auch ausdrücklich, dass der Punkt `Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben´ weiterhin integraler Bestandteil ist, denn die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland kämpft täglich mit zunehmendem Körpergewicht".
"Die neuen lebensmittelzentrierten Empfehlungen sind eindeutiger formuliert und werden es den Menschen zukünftig leichter machen, eine gesunde Lebensmittelauswahl zu treffen. Sie machen Sinn, weil die Ernährung und ihre Wirkung auf die Gesundheit immer die Summe vieler Nährstoffe über die Zeit sind", kommentiert Professor Hans Hauner, Mitglied im Beirat der DAG und einer der Sprecher des Kompetenznetz Adipositas – und seit Jahren auf fachlicher Ebene in die Erstellung der DGE-Leitlinien und -Empfehlungen involviert.
"Die Kernbotschaften der `10 Regeln´ bleiben zwar im Wesentlichen unverändert, aber die DGE verabschiedet sich von den bisherigen, von vielen als starr empfundenen Regeln und ermöglicht so auch größere Flexibilität und Freiheitsgrade", so Hauner. Die neuen Regeln seien aber keinesfalls ein Freibrief für einseitige Empfehlungen, die in Deutschland weiterhin populär sind und gerne von mehr oder weniger selbsternannten "Ernährungsexperten", meist ohne Kenntnis und Berücksichtigung der wissenschaftlichen Literatur propagiert werden," so Hauner.
Lebensmittelgruppen genannt
Was hat sich konkret verändert? Während in der Vergangenheit Empfehlungen zu Nährwerten in Gramm oder Tages-Energieprozenten angegeben wurden (zum Beispiel 60-80 g Fett und 30 g Ballaststoffe pro Tag oder Fettanteil von 30 Prozent der Gesamtenergieaufnahme pro Tag), nennen die neuen Empfehlungen konkrete Lebensmittelgruppen mit eher ungefähren Mengenangaben.
Gemüse und Obst werden dadurch nochmals aufgewertet, dass sie bereits an zweiter Stelle nach der empfohlenen vielfältigen Lebensmittelauswahl genannt werden, während die stärkereichen Lebensmittel nun erst an dritter Stelle vorkommen, hier der Aspekt "Vollkorn" im Vordergrund steht und die Kartoffel nicht mehr explizit erwähnt wird, heißt es in der DGA-Mitteilung.
Neu ist auch, dass präventive Krankheitsaspekte erwähnt werden. Tierische Lebensmittel sollen die überwiegend pflanzliche Nahrung (nur) "ergänzen".
Im Hinblick auf die Fette steht die Qualität im Sinne gesundheitsfördernder Eigenschaften im Vordergrund, nicht explizit die Menge; versteckte und unsichtbare Fette sollen gemieden werden (vorher: "Achten Sie auf …").
Bei Zucker und Salz sinkt die Toleranz: hier heißt es nun eindeutig "einsparen" (statt vorher "in Maßen"). Glasklar steht zum Trinken nun eine qualitative Empfehlung im Vordergrund: "am besten Wasser" (während es vorher schwerpunktmäßig um die Trinkmenge ging.) Von zuckergesüßten und alkoholischen Getränke wird explizit abgeraten.
Lebensmittel "schonend zubereiten" ist geblieben, neu ist der sensitiv-vielschichtige Begriff der "Achtsamkeit" (statt "sich Zeit nehmen") im Zusammenhang mit dem Genuss beim Essen.
Auf Gewicht achten und bewegen!
Unverändert dabei: Auf Gewicht achten und in Bewegung bleiben. Hintergrund: In den letzten Jahren setzt sich international zunehmend eine neue Ernährungskommunikation durch, die lebensmittelbasierte Empfehlungen beinhaltet. Auch Kohortenstudien werden zunehmend auf der Basis von Lebensmittelgruppen und Ernährungsmustern ausgewertet.
In einigen Ländern (zum Beispiel Holland) wurden bereits lebensmittelbasierte Ernährungsempfehlungen eingeführt, andere Ländern sind gerade dabei. Auch eine Expertengruppe der DGE beschäftigt sich mit diesem Ansatz und wird demnächst eine Stellungnahme dazu veröffentlichen, heißt es in der DAG-Mitteilung. (eb)