Adjuvantien stärken Grippe-Impfstoffe
Ein Schutz vor saisonalen Influenzaviren ist in Zeiten der Schweinegrippe-Pandemie besonders wichtig. Adjuvantien, die essenzielle Komponenten des Immunsystems aktivieren, leisten dazu einen Beitrag. Denn sie verstärken die Seroprotektion gegen die Erreger.
Veröffentlicht:FRANKFURT AM MAIN. Je mehr Menschen in diesem Jahr gegen die saisonale Virusgrippe geimpft werden, desto geringer ist die Gefahr, dass sich die Neue Influenza A/H1N1/09 (Schweinegrippe) mit der saisonalen mischt und ein neuer, veränderter, hochpathogener Grippevirus-Subtyp auftritt. Bei Senioren und anderen Menschen mit weniger leistungsfähigem Immunsystem steigern adjuvierte Grippe-Impfstoffe die Immunantwort.
Die Bedeutung von Adjuvantien wurde bereits in den 1920er Jahren am Pasteur-Institut in Paris entdeckt. Sie verstärken die Immunreaktion und sind heute Bestandteil vieler Impfstoffe. Dazu gehört die Squalen-in-Wasser-Emulsion MF59, die als Wirkverstärker im Grippeimpfstoff Fluad® enthalten ist. Am Beispiel dieser Substanz machte Dr. Olaf Zent von Novartis Behring in Marburg bei einer Veranstaltung des Unternehmens deutlich, wie Adjuvantien die Kaskade der Immunreaktionen unterstützen.
Der Zusatz aktiviert Zellen der Immunabwehr
Das Adjuvans steigert die Antikörperproduktion, indem es essenzielle Komponenten des Immunsystems spezifisch aktiviert, berichtete er. Abwehrzellen wie Monozyten und Makrophagen werden durch MF59 vermehrt an die Impfstelle gelockt, wo sie Chemokine freisetzen, die zur Einwanderung weiterer Immunzellen führen. Dadurch wird das Impfantigen besonders effizient in die Makrophagen und dendritischen Zellen aufgenommen und zu den Lymphknoten transportiert. Das in den Lymphknoten verstärkt präsentierte Antigen intensiviert die Aktivierung von T- und B-Zellen. So bewirkt es, dass eine größere Menge an Antikörpern produziert wird als nach Impfung mit einem nicht-adjuvierten Standardimpfstoff.
Der MF59-adjuvierte Grippeimpfstoff ist in der EU bisher zur Anwendung bei Menschen ab 65 Jahren zugelassen. Damit lasse sich eine signifikant höhere Seroprotektion gegen die im Impfstoff enthaltenen wie auch gegen die gedrifteten Influenza-Stämme erzielen als mit einem nicht-adjuvierten Standardimpfstoff, so Zent.
Veränderungen in der Antigenstruktur entstehen bei der Virusreplikation als Folge von Punktmutationen in den Genen der Oberflächenproteine Hämagglutinin (HA) und Neuraminidase (NA). Solche Virusdriftvarianten können entstehen in der Zeit zwischen dem Frühjahr, wenn die WHO die Virenstämme für die neue Impfstoffproduktion festlegt, und dem Beginn der Grippesaison. Die gute Kreuzprotektivität des adjuvierten Impfstoffs gegen Virusdriftvarianten, die in verschiedenen Studien nachgewiesen wurde, verleiht zusätzlichen Schutz.
Eine gute Immunantwort auf den adjuvierten Grippe-Impfstoff nütze vor allem älteren Menschen mit eingeschränktem Immunsystem, sagte Zent. Im Vergleich zu ungeimpften seien bei geimpften Senioren Krankenhausaufenthalte wegen Grippe-Folgeerkrankungen wie Pneumonien, Schlaganfällen und akuten Herzerkrankungen während der Grippe-Saison deutlich zurückgegangen.
Auch Kinder und chronisch Kranke profitieren
Außer älteren Menschen könnten künftig auch weitere Personengruppen mit weniger leistungsfähigem Immunsystem von einer adjuvierten Impfung profitieren, zum Beispiel Kinder oder chronisch kranke Erwachsene.
Bei Kindern von sechs bis 36 Monaten kam es nach Impfung mit der MF59-adjuvierten Vakzine zu einer deutlich stärkeren Immunantwort mit höheren Antikörpertitern als nach Impfung mit einem nicht-adjuvierten Impfstoff (Vesikari T et al., Poster at IVW 2009).
Ebenso wurde bei chronisch kranken Erwachsenen mit der adjuvierten Vakzine ein breiterer Impfschutz erzielt (Baldo V et al., Poster at IVW 2009). Der Impfstoffhersteller strebt aus diesem Grund eine Zulassungserweiterung für diese Personengruppen an.