Kurzsichtigkeit bei Kindern
Ärzte setzen auf Augentropfen mit Atropin
BERLIN. Im Kampf gegen immer weiter zunehmende Kurzsichtigkeit bei Kindern versprechen sich Augenärzte anhand von Studien viel von Augentropfen mit Atropin. Das Mittel sei früher wegen Nebenwirkungen nicht infrage gekommen, es habe sich nun aber in deutlich niedrigerer Konzentration als wirksam erwiesen, sagte Professor Wolf Lagrèze von der Universitäts-Augenklinik Freiburg zum Auftakt des Kongresses der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin.
Das Verhältnis von Aufwand, Nachteilen und Nutzen sei sehr günstig, so Lagrèze. Auch an der Berliner Charité wird bereits eine Reihe von Kindern so behandelt, hieß es auf Anfrage.
"Jetzt sind dringend Studien in Deutschland notwendig, um Wirksamkeit, Dosierung und mögliche Nebenwirkungen von Atropin zu prüfen", sagte DOG-Präsident Professor Horst Helbig. Bislang gab es nach Angaben der Fachgesellschaft viele Studien mit Kindern in Asien dazu.
Fortschreitende Kurzsichtigkeit kann auch mit ausreichend Tageslicht oder mit sogenannten multifokalen Kontaktlinsen eingedämmt werden. Die Kontaktlinsen können bei Kindern aber problematisch sein.
Der Wirkstoff Atropin wird aus der Tollkirsche gewonnen; die Behandlung damit wird nach Angaben von Lagrèze nicht von den Kassen bezahlt. Pro Jahr koste die Therapie 250 bis 500 Euro. Lagrèze selbst verordnet Kindern das Mittel seit wenigen Jahren, knapp 100 seien es bisher an der Freiburger Klinik. (dpa)