Studie zu Krankenhauspatienten

Alkoholabhängige sterben früher

Alkoholsucht raubt Krankenhauspatienten im Schnitt 7,6 Jahre Lebenszeit. Das ist das Ergebnis einer neuen deutsch-britischen Studie.

Veröffentlicht:

BONN. Patienten mit Alkoholsucht sterben durch Mehrfacherkrankungen im Schnitt rund 7,6 Jahre früher als Krankenhauspatienten ohne Suchthintergrund.

Das haben Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Uniklinikums Bonn mit britischen Kollegen anhand von Patientendaten sieben Allgemeinkrankenhäuser in Manchester herausgefunden (European Psychiatry 2015; online 1. April).

Die Daten erstrecken sich über einen Zeitraum von 12,5 Jahren, heißt es in einer Mitteilung der Uniklinik Bonn.

Mit ihrer Hilfe analysierten die Forscher körperliche Begleiterkrankungen von 23.371 Krankenhauspatienten mit Alkoholsucht und verglichen sie mit einer  Kontrollgruppe aus zufällig ausgewählten 233.710 Patienten ohne Alkoholismus.

Häufig mehrere Erkrankungen

"Im Beobachtungszeitraum starb etwa jeder fünfte Krankenhauspatient mit Alkoholsucht in einem der Krankenhäuser, während es bei der Kontrollgruppe nur jeder zwölfte Patient war", wird Professor Reinhard Heun vom Royal Derby Hospital zitiert.

Insgesamt 27 körperliche Krankheiten traten gehäuft bei Patienten mit Alkoholsucht auf: etwa der Leber, des Pankreas, der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes und des Nervensystems.

Herzinfarkte, Herzkreislauferkrankungen und Grauer Star gab es bei den Patienten mit Alkoholismus weniger häufig als bei der Kontrollgruppe.

"Patienten mit Suchtproblemen werden oft als Notfälle in Kliniken eingeliefert. Bei der Diagnose stehen dann die akuten Symptome im Vordergrund - das führt möglicherweise dazu, dass nicht alle körperlichen Erkrankungen erfasst werden", so Dr. Dieter Schoepf von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Uniklinikums Bonn.

Auch ein geringeres Schmerzempfinden und Wahrnehmungsstörungen der Suchtkranken könnten dazu führen, dass bestimmte Krankheitsbilder von den Ärzten nicht erkannt werden. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

THC und die Gene

Cannabis: Auswirkungen auf die nächste Generation

Aktionstag

Caritas warnt: Suchtberatung unterfinanziert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

SUMMIT-Studie

Tirzepatid auch erfolgreich bei Herzinsuffizienz-Therapie

Lesetipps
Ordner auf dem Bildschirm

© envfx / stock.adobe.com

Forschungsbürokratie darf nicht ausufern

Krebsmedizin will neuen Digitalisierungsimpuls setzen

Der Innovationsfonds gilt als Ideenschmiede. Doch erfolgreiche Projekte haben extrem damit zu kämpfen, in die Regelversorgung zu kommen.

© Looker_Studio / stock.adobe.com

Verbesserungsvorschläge auf dem Medica Econ Forum

Innovationsfonds: Der Weg in die Regelversorgung ist zu lang

Viele Fragezeichen

© farland9 / stock.adobe.com

LeserInnen-Umfrage

Wenn Kollegen zu Patienten werden – Ihre Meinung zählt!