Hirnblutung

Angst vor Statinen ist unbegründet

Sollte bei Patienten mit Hirnblutung eine bestehende Statinbehandlung fortgesetzt oder beendet werden? Für viele Ärzte in der Akutsituation eine schwierige Frage. Jetzt liefert eine US-Studie eine erste Antwort - im Hinblick auf die Kurzzeit-Prognose.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Statine bei Hirnblutung absetzen? In der Akutsituation für Ärzte eine schwierige Entscheidung

Statine bei Hirnblutung absetzen? In der Akutsituation für Ärzte eine schwierige Entscheidung

© C. Pueschner/ZEITENSPIEGEL

REDWOOD CITY/KALIFORNIEN. Von ischämischen Schlaganfällen weiß man, dass durch ein Statin nicht nur das Rezidivrisiko gesenkt, sondern auch das Ergebnis nach einem akuten Ereignis verbessert wird. Ob sich das auf hämorrhagische Schlaganfälle übertragen lässt, war bisher unklar.

Vor allem in der Akutsituation standen Ärzte vor der schwierigen Entscheidung, ob sie eine bestehende Statintherapie beibehalten oder absetzen sollten.

In der SPARCL-Studie war nämlich beobachtet worden, dass vor allem Patienten mit einer früheren intrazerebralen Blutung unter hoch dosiertem Atorvastatin häufiger ein Rezidiv erlitten. Zahlreiche andere Studien hatten dagegen keinen Hinweis auf ein erhöhtes Hirnblutungsrisiko geliefert.

Nach aktuellen Daten des US-Gesundheitsdienstleisters Kaiser Permanente Northern California bringt eine Statintherapie Patienten mit akuter Hirnblutung sogar einen kurzfristigen Überlebensvorteil (JAMA Neurol 2014; 71(11):1364-1371). Das Absetzen eines Statins geht demnach mit einer Verschlechterung der Prognose einher.

Daten von 3481 Patienten

Für die Untersuchung wurden Krankenakten von 3481 Patienten ausgewertet, die mit einer intrazerebralen Blutung stationär behandelt worden waren. Eine bestehende Statintherapie war bei 769 Patienten weitergeführt und bei 425 beendet worden; 391 Patienten hatten im Krankenhaus erstmalig ein Statin erhalten.

Die 30-Tages-Mortalität betrug 18 Prozent bei den Statinanwendern; Patienten ohne Statin hatten, obwohl mit weniger Komorbiditäten belastet, mit 39 Prozent eine signifikant höhere Sterberate.

Nach Abgleich demografischer und medizinischer Unterschiede lag die Wahrscheinlichkeit, 30 Tage nach dem Ereignis noch am Leben zu sein, mit einem Statin etwa viermal so hoch wie ohne (Odds Ratio, OR 4,25).

Die Chance, nach Hause oder in eine Reha-Einrichtung entlassen zu werden, war in der Statingruppe ebenfalls signifikant größer (51,1 Prozent vs. 35 Prozent; OR 2,57).

Patienten, deren Statintherapie im Krankenhaus beendet worden war, hatten mit 57,8 Prozent eine signifikant höhere 30-Tages-Mortalität als Patienten, bei denen die Therapie beibehalten worden war (18,9 Prozent).

Unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren war ihre Überlebenswahrscheinlichkeit um etwa 80 Prozent gemindert (OR 0,16). Auch die Aussicht auf Entlassung war bei ihnen deutlich geringer (22,3 Prozent vs. 49,8 Prozent, OR 0,26).

Abwägen der Nutzen-Risiko-Balance

Aufgrund der retrospektiven Studienanlage sind die Ergebnisse zwar nicht beweisend für eine Schutzwirkung der Lipidsenker. Laut den Studienautoren um Alexander C. Flint "verdient jedoch vor allem die Assoziation zwischen Absetzen der Statintherapie und schlechteren Ergebnissen ein sorgfältiges Abwägen der Risiko-Nutzen-Balance im Fall einer akuten intrazerebralen Blutung".

Ob eine längerfristige Therapie von Nutzen sei, lasse sich anhand der Daten allerdings nicht beurteilen.

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