Bakterielle Meningitis als Reise-Souvenir
LEIPZIG (gvg). Eine ganze Reihe (sub-) tropischer Bakterien können auch auf die Hirnhäute gehen. Urlaubsreisen gehören deswegen in jede Meningitis-Anamnese. Selbst bei der Pneumokokken-Meningitis kann die Frage nach dem Urlaubsland therapierelevant werden.
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Pneumokokken sind gefürchtete Erreger von Meningitiden. Bei Infektionen im Ausland ist mit Antibiotika-Resistenzen zu rechnen.
© Foto: Sanofi Pasteur MSD
Nach dem Genuss roher Milch in einem arabischen Land hat zum Beispiel ein Reisender eine Meningitis entwickelt, wie Professor Hans-Walter Pfister von der LMU München berichtet hat. Die Ursache war eine Infektion mit Brucellen. "Eine Neurobrucellose ist selten. Sie kommt bei etwa zwei Prozent der Erkrankten vor", so Pfister bei der Arbeitstagung Neurologische Intensivmedizin (ANIM) in Leipzig.
Besonders groß sei die Gefahr in der Mongolei, außerdem in der arabischen Welt und in der Türkei. "Bei zehn von 19 Brucellose-Patienten in Deutschland im Jahr 2007 wurde die Erkrankung aus der Türkei eingeschleppt", betonte der Experte. Bei Verzicht auf rohe Milch und Rohmilchprodukte ist eine Infektion praktisch ausgeschlossen. Therapiert wird mit Rifampicin und Doxycyclin, alternativ mit Ceftriaxon. Auch Leptospiren können eine Meningoenzephalitis verursachen. Besonders groß ist die Gefahr in warmen Ländern, und zwar während oder auch unmittelbar nach der Regenzeit. "Die Erkrankung wird über Ausscheidungen von Mäusen und Ratten übertragen", so Pfister. Klassischerweise gefährdet sind Erntearbeiter oder Menschen, die im Urlaub ungewaschene Bodenfrüchte (Erdbeeren) zu sich genommen haben. Zur Therapie wird Doxycyclin empfohlen.
Therapeutisch relevant ist die Frage nach dem Urlaubsland schließlich bei der Pneumokokken-Meningitis. "Hier sollte sich der Arzt unbedingt über die Resistenzsituation im Urlaubsland informieren", riet Pfister. Er nannte beispielhaft einen Patienten, der gerade von einem Tauchurlaub in Ägypten kam. "Dort liegt die Quote penicillinresistenter Pneumokokken bei 49 Prozent." Europäische Länder mit hoher Resistenzquote sind Frankreich und Spanien. Therapeutisch komme in einer solchen Situation am ehesten eine Kombination aus Ceftriaxon und Vancomycin oder aus Ceftriaxon und Rifampicin infrage, so Pfister.