Beckenbodenübungen schützen Schwangere nicht vor Inkontinenz
Eine Schwangerschaft erhöht das Risiko besonders einer Belastungsinkontinenz. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie bei Blasenschwäche ist Beckenbodentraining. Doch es den Frauen als Prävention zu empfehlen hat nach einer neuen Studie wenig Sinn.
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Gymnastik ist für Schwangere sicher gut. Ob aber Beckenbodentraining einer Inkontinenz vorbeugt, ist fraglich.
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DÜSSELDORF. Nach einer Schwangerschaft ist mehr als die Hälfte der Frauen inkontinent. Währenddessen zur Vorbeugung Beckenbodengymnastik zu machen bringt aber offenbar nichts.
Bei Frauen nimmt die Häufigkeit der Harninkontinenz während der Schwangerschaft stark zu, wie eine australische Kohortenstudie bestätigt: Vorher waren 11 Prozent der rund 1500 Teilnehmerinnen inkontinent, danach 56 Prozent.
Mit 37 Prozent am häufigsten kam die Belastungsinkontinenz vor, an zweiter Stelle stand mit 13 Prozent die gemischte Inkontinenz, wogegen nur 6 Prozent der Frauen eine Dranginkontinenz hatten.
Der größte Risikofaktor war eine bereits vor der Schwangerschaft bestehende Blasenschwäche: Das erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer Inkontinenz nach der Entbindung um das 3,6-fache, berichtete Professor Axel Haferkamp beim Uro Update in Düsseldorf.
Hatten die Frauen als Kind eine Enuresis, war ihr Risiko für eine postpartale Inkontinenz um das 2,4-fache gesteigert. Bei Übergewicht war es um das 2,3-fache erhöht, bei vorausgegangenen Fehlgeburten und Schwangerschaftabbrüchen um das 1,6-fache (Int Urogynecol J Pelvic Floor Dysfunct 2010; 21: 193).
Allerdings nütze es nichts, während der Schwangerschaft vorbeugend Beckenbodenübungen zu machen, berichtete der Urologe aus Frankfurt am Main. Das hat sich bei einer prospektiven britischen Studie herausgestellt (J Clin Nurs 2010; 19: 2777).
286 Schwangere waren einer Trainings- oder einer Kontrollgruppe zugeteilt worden. Während der 20. und 36. Schwangerschaftswoche und drei Monate post partum wurden Daten erhoben: Die Zahl der Inkontinenzepisoden und die Lebensqualität nach der Leicester Impact Scale unterschieden sich kaum.