Psoriasis-Arthritis

Bei PsA diverse Manifestationen beachten!

Die Therapiewahl bei Psoriasis-Arthritis richtet sich nach dem individuellen Manifestationsmuster dieses heterogenen Krankheitsbildes. Am häufigsten finden dabei die Empfehlungen von GRAPPA und EULAR Anwendung.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Nahezu erscheinungsfreie Haut gehört zu den Kriterien für eine minimale Krankheitsaktivität.

Nahezu erscheinungsfreie Haut gehört zu den Kriterien für eine minimale Krankheitsaktivität.

© hriana / Fotolia

München. Bis zu 30 Prozent der Psoriasis-Patienten entwickeln im Krankheitsverlauf eine Psoriasis-Arthritis (PsA), charakterisiert durch die Entzündung von Gelenken und gelenknahen Strukturen. Bei 10 bis 15 Prozent der PsA-Patienten zeigen sich die Gelenksymptome vor dem Auftreten der Hauterscheinungen.

Die Veränderungen, die sich meist zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr manifestieren, machen sich in Form von Schwellungen, Schmerzen, Druckempfindlichkeit und Morgensteifigkeit bemerkbar. Insgesamt umfasst das heterogene Bild der PsA vorwiegend die periphere Arthritis, axiale PsA, Enthesitis und Daktylitis. Hinzu kommen Haut- und Nagelveränderungen.

Remission als Therapieziel

Aktuelles Therapieziel ist die Remission oder zumindest ein Zustand minimaler Krankheitsaktivität (minimal disease activity, MDA). Die MDA ist erfüllt, wenn mindestens fünf der folgenden Kriterien festgestellt werden können (Ann Rheum Dis. 2010; 69: 48–53):

  • höchstens ein druckschmerzhaftes Gelenk,
  • höchstens ein geschwollenes Gelenk,
  • mindestens nahezu erscheinungsfreie Haut (PASI ≤ 1; BSA ≤ 3 %),
  • höchstens eine druckschmerzhafte Sehnenansatzstelle,
  • Patienteneinschätzung für Schmerz (VAS) ≤ 15/100,
  • Patienteneinschätzung der Krankheitsaktivität (VAS) ≤ 20/100,
  • Funktionskapazität im Health Assessment Questionnaire Disability-Index (HAQ-DI) ≤ 0,5.

Zudem müssen Komorbiditäten beachtet und die Lebensqualität der Patienten im Auge behalten werden.

Die PsA-Therapie beginnt in der Regel mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Im Gegensatz zur Rheumatoiden Arthritis (RA) spielen systemische Glukokortikoide eine untergeordnete Rolle. Lokale Kortikoidinjektionen in das betroffene Gelenk können erwogen werden.

Schlechte Evidenzlage bei sDMARD

Hält nach gesicherter Diagnosestellung die Symptomatik an, wird der Einsatz von Disease Modifying Antirheumatic Drugs (DMARD) empfohlen, wobei konventionelle synthetische (csDMARD) und biologische (bDMARD, Biologika) unterschieden werden. Zu den synthetischen DMARD zählen beispielsweise Methotrexat (MTX), Leflunomid (LEF), Ciclosporin A (CsA) und Sulfasalazin (SSZ).

MTX wird am häufigsten zur Behandlung bei PsA eingesetzt, obwohl nur wenige und hinsichtlich der Wirksamkeit zum Teil widersprüchliche Studiendaten in dieser Indikation existieren. Eine höhere Evidenz für die Effektivität konnte für LEF belegt werden. Da seine Wirkung auf die Hautbeteiligung aber gering ist, wird es vor allem bei muskuloskeletaler Manifestation eingesetzt.

Der Einsatz von CsA wird durch das erhöhte Toxizitätspotenzial begrenzt, sodass es in den GRAPPA (Group for Research and Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis)-Empfehlungen zur Behandlung der peripheren Arthritis nicht mehr erwähnt wird. Für SSZ konnte in klinischen Studien eine mäßige Wirkung auf die betroffenen Gelenke und kein Effekt auf den Hautbefall nachgewiesen werden.

Im Vergleich zur RA-Therapie haben sDMARD bei der Behandlung der PsA insgesamt eine schlechte Evidenzlage. Zur Wirksamkeit bei Enthesitis, von der fast jeder dritte PsA-Patient betroffen ist, liegen für keines der csDMARD hinreichende Daten vor. Auch für den Einsatz bei Daktylitis ist die Datenlage dünn.

Als „targeted synthetic“ DMARD (tsDMARD) steht der Phosphodiesterase(PDE)-4-Inhibitor Apremilast zur Verfügung. Er kann als Monotherapie oder in Kombination mit MTX oder anderen DMARD eingesetzt werden. Insgesamt liegen die Evidenzniveaus für die Behandlung einzelner Manifestationen der PsA bei ts- und bDMARDs höher als bei den csDMARDs.

Ein Panel von Biologika

Zur Gruppe der bDMARD, die auf eine Zytokinhemmung abzielen, zählen Tumornekrose(TNF)-alpha-Inhibitoren wie Etanercept (ETA) und die monoklonalen Antikörper Adalimumab, Infliximab und Golimumab sowie das pegylierte Fab-Fragment eines Antikörpers, Certolizumab pegol. Zur Wirksamkeit dieser Substanzen auf Haut- und muskuloskeletalen Befall einschließlich axialer Manifestationen liegen umfangreiche Daten vor.

Auch Biosimilars, etwa Adalimumab, Infliximab, Etanercept und Rituximab sind für den Einsatz bei PsA zugelassen. Darüber hinaus haben der Interleukin(IL)-12/23-Inhibitor Ustekinumab (UST) sowie die IL-17A-Inhibitoren Secukinumab und Ixekizumab in klinischen Studien ihre Wirksamkeit nicht nur bei Psoriasis, sondern auch für die PsA bewiesen. Zudem ist der orale Januskinase-Inhibitor (JAK-I) Tofacitinib zur PsA-Therapie verfügbar. Für Filgotinib, einen selektiven JAK-1-Inhibitor, steht die Einreichung zur Zulassung bevor.

Weitere Wirkstoffe für den Einsatz bei PsA sind in der Pipeline: unter anderem der IL-17-Antikörper Brodalumab und Bimekizumab für die kombinierte Blockade von IL-17A und -17F. Auch der für die Plaque-Psoriasis zugelassene IL-23p19-Inhibitor Guselkumab scheint sich laut einer Phase-II-Studie zur PsA-Therapie zu eignen (Lancet 2018; 391: 2213-2224).

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

BfArM-Hinweis

Rote-Hand-Brief zu Opzelura® 15 mg / g Creme

Zwei Phase-III-Studien

BTK-Hemmer stoppt Juckreiz und Quaddeln bei chronischer Urtikaria

Das könnte Sie auch interessieren
Wie kann Microneedling die Heilung der Haut verbessern?

© marcinm111, überarbeitet von Brickenkamp PR

Moderne Narbentherapie

Wie kann Microneedling die Heilung der Haut verbessern?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Den Diabetischen Fuß verhindern – gute Fußpflege zählt

© (sasirin pamai | iStock)

Diabetes & Dermatologie

Den Diabetischen Fuß verhindern – gute Fußpflege zählt

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Aktuelles Fachwissen auf medbee

© Brickenkamp PR | Bayer Vital GmbH | Springer Medizin Verlag GmbH

Dermatologie im Fokus

Aktuelles Fachwissen auf medbee

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Weniger als 50% der Systemtherapie-geeigneten Patientinnen und Patienten werden auch eine Systemtherapie beginnen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Atopische Dermatitis

Optimale Krankheitskontrolle mit der richtigen Behandlung für höhere Patientenzufriedenheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH und Co. KG, Wiesbaden
Abb. 1: Anteil der PMR-Patientinnen und -Patienten mit anhaltender Remission (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Erstes steroidsparendes Biologikum bei Polymyalgia rheumatica

Sarilumab schließt eine therapeutische Lücke

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Abb. 1: Veränderung der Krankheitsaktivität, gemessen mittels Simple Disease Activity Index (SDAI) zwischen Baseline und Woche 16

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Ernährung bei rheumatoider Arthritis

Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke soll Nährstofflücken schließen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dr. Schär Deutschland GmbH, Ebsdorfergrund
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken