Bei Schmerz Chronifizierungsrisiko bestimmen!

BERLIN (gvg). Die Einschätzung des Chronifizierungsrisikos gehört nach Auffassung von Orthopäden und Unfallchirurgen zu jeder Rückenschmerzdiagnostik. Wer gefährdet ist, sollte eine besonders konsequente Schmerztherapie erhalten.

Veröffentlicht:

Aus Anlaß des ersten Gemeinsamen Kongresses der deutschen Orthopäden und Unfallchirurgen in Berlin hat Tagungspräsident Dr. Hermann Locher den in Heidelberg entwickelten und evaluierten "Heidelberger Kurzfragenbogen Rückenschmerz" (HKF 10) empfohlen. Der HKF 10 besteht aus zehn Fragen. Aus den Antworten wird ein Punktwert errechnet, der Auskunft über das Chronifizierungsrisiko gibt.

Als Faktoren, die diese Gefahr erhöhen, nannte Locher psychosoziale Faktoren wie ein niedriger Schulabschluß, eine geringe Zufriedenheit im Beruf und eine niedrige Stellung in der Jobhierarchie. Weitere Risikofaktoren, die der Bogen abfragt, sind eine ausgeprägte Angst vor Schmerzen, zusätzliche Beschwerden an anderen Körperteilen sowie ein als besonders stark empfundener Schmerz.

Auch eine ausgeprägte Neigung, passive Maßnahmen als positiv zu empfinden, sei ein Indikator für die Gefahr einer Chronifizierung: "Wenn jemand nachdrücklich sagt, eine Massage tue ihm gut, dann wird der Rückenschmerz eher länger anhalten als bei anderen", so Locher. Abgerückt sei man dagegen von der Hypothese, daß eine depressive Grundeinstellung die Chronifizierung fördere. Dies habe sich nicht bestätigen lassen.

Wer ein hohes Chronifizierungsrisiko hat, der sollte eine besonders konsequente Schmerztherapie erhalten, empfahl der Tagungspräsident. Locher machte das an einem Beispiel fest: Wer beim Kistenschleppen einen akuten Bandscheibenvorfall mit Wurzelkompressionssyndrom bekommt, der wird bei ihm zunächst manuell und zusätzlich mit einer Kombination aus intravenösen Schmerzmitteln behandelt. Von Bettruhe wird heute abgeraten.

Ergibt sich aus dem HKF 10-Fragebogen ein hohes Chronifizierungsrisiko, werden nach zwei bis drei Tagen wurzelnahe Injektionen mit Cortison oder Lokalanästhetika gemacht. Ist das Risiko niedrig, dann kann damit gewartet werden. "Risikopatienten müssen nach drei Tagen eine deutliche Schmerzverringerung spüren, sonst droht die Chronifizierung", so Locher.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Fallbericht

Schäden an der Netzhaut nach dem Haarefärben

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Lesetipps
Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?