Beim Schlaganfall geht noch viel Zeit verloren

WIESBADEN (mar). Immer noch erreichen nur etwa ein Fünftel der Patienten mit ischämischem Schlaganfall innerhalb von drei Stunden nach Beginn der Symptome die Klinik, und nur etwa drei Prozent von ihnen erhalten eine Lysetherapie. Obwohl bekannt ist: Je früher Patienten adäquat behandelt werden, um so geringer ist die Wahrscheinlichkeit für dauerhafte Läsionen und Behinderungen.

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Die Zeitverzögerung belegen aktuelle Daten der Schlaganfalldatenbank der Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen (GQH) für den Zeitraum 1998 bis 2004. Die Daten hat Privatdozent Dr. Matthias Sitzer vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main jetzt beim Neurologen-Kongreß in Wiesbaden vorgestellt. Sitzer ist Mitglied der Arbeitsgruppe Schlaganfall in Hessen der GQH.

Zwischen 1998 und 2004 haben fast 50 000 Personen in Hessen einen Hirninfarkt erlitten, hat Sitzer berichtet. Von diesen kamen lediglich etwa 21 Prozent im günstigen Zeitfenster innerhalb von drei Stunden nach Symptomenbeginn ins Krankenhaus.

Die meisten Patienten wurden sehr viel später aufgenommen: jeweils etwa ein Fünftel nach drei bis sechs Stunden, nach sechs bis 24 Stunden und nach mehr als 24 Stunden nach Auftreten der Symptome. An dieser Verteilung habe sich zwischen 1998 und 2004 nichts geändert.

Eine Thrombolyse erhielten im Durchschnitt nur drei Prozent der Patienten, die innerhalb von drei Stunden nach dem Schlaganfall stationär aufgenommen worden waren. Dabei erfolgten die meisten Lysetherapien in Kliniken mit einer Schlaganfall-Spezialabteilung, einer Stroke Unit. Hier habe sich die Wahrscheinlichkeit für eine Lyse in den letzten Jahren stetig erhöht, sagte Sitzer.

Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit für eine Lysetherapie bei potentiell dafür geeigneten Schlaganfallpatienten nach wie vor gering. Sitzer wies auch darauf hin, daß die Lyse-Raten in neurologischen Kliniken 20mal höher als in internistischen Kliniken seien. Dies sei zum Teil damit zu erklären, daß nicht alle internistischen Kliniken eine Lyse vornehmen dürften.

Wie anhand der Daten auch deutlich geworden sei, haben Uhrzeit (Tag oder Nacht) und Wochentag (Werktage oder Wochenende) keinen Einfluß auf die Häufigkeit einer Lyse.

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