Schwedische Studie

Beinahe jedes fünfte Kind leidet an Verstopfung

Eine reibungslose Verdauung ist bei gesunden Kindern einer schwedischen Studie zufolge keine Selbstverständlichkeit. Gar nicht so wenige von ihnen quälen sich mit Verstopfung, Bauchschmerzen und Gasbildung herum.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:
Beinahe jedes fünfte Kind leidet an Verstopfung, aber nicht einmal jedes zweite wird entsprechend behandelt.

Beinahe jedes fünfte Kind leidet an Verstopfung, aber nicht einmal jedes zweite wird entsprechend behandelt.

© BeTa-Artworks / stock.adobe.com

LUND. Um bei Kindern mit kongenitalen Malformationen des Darms und des Beckenbodens realistische Therapieziele für die Unterstützung der Darmfunktion definieren zu können, haben schwedische Kinderärzte die Verdauung gesunder Kinder untersucht und Erstaunliches zu Tage gefördert (Acta Paediatrics 2018, online 7. Februar).

310 Kinder wurden untersucht

Nach der Geburt braucht es etwas Zeit, bis sich die Darmfunktion entwickelt hat und die Verdauung einigermaßen reibungslos funktioniert. Doch auch lange nach der Säuglingsphase macht es selbst bei gesunden Kindern Sinn, ein verstärktes Augenmerk auf die Verdauung zu richten. Denn wie Pädiater aus Schweden festgestellt haben, kämpft jedes fünfte Kind mit Verdauungsproblemen, speziell mit Verstopfung.

Helena Lindgren von der Kinderklinik in Lund und ihre Kollegen hatten bei insgesamt 310 Kindern zwischen 3,5 und 15 Jahren anhand eines validierten Fragebogens die Darmfunktion erfragt. Neben Patienten der Klinik und deren Geschwistern waren auch Kinder von Mitarbeitern darunter.

Teilnehmen konnte nur, wer keine Erkrankung oder Fehlbildung von Darm oder Harnwegen hatte und zuvor noch nicht im Bereich des Harntraktes oder der anorektalen Region operiert worden war. Stoffwechselerkrankungen galten ebenfalls als Ausschlusskriterium.

63 Prozent ohne Probleme

Keinerlei Probleme mit der Verdauung gaben 63 Prozent der Probanden an. Sie erreichten mit 20 Punkten die maximale Punktzahl im "bowel function score" (BFS), ein geschlechts- beziehungsweise altersspezifischer Unterschied bestand nicht.

Immerhin 35 Prozent der gesunden Kinder litten jedoch unter vermehrter Gasentwicklung im Darm und üblem Geruch, wobei vorwiegend bei den jüngeren Kindern (3,5 bis 7 Jahre) soziale Probleme daraus resultierten (50 versus 29 Prozent; p = 0,001). Auch obstruktive Symptome traten vermehrt in jüngeren Jahren auf (21 versus 10 Prozent; p = 0,01).

Bei den von 19 Prozent beziehungsweise 17 Prozent der Kinder angegebenen Bauchschmerzen beziehungsweise Obstipationen war hingegen kein altersabhängiger Unterschied feststellbar.

Auffallend war allerdings, dass bei über der Hälfte keinerlei Maßnahmen ergriffen worden waren, um die Verdauung wieder in Schwung zu bringen, und das, obwohl mehr als die Hälfte die Kinder über regelmäßige Bauchschmerzen und unangenehme Geruchsbildung geklagt hatte.

Mehr als 50 Prozent ohne Therapie

Gesunde Kinder berichten häufig über Verstopfung, Bauchschmerzen und Probleme, die im Zusammenhang mit einer vermehrten Gasbildung im Darm stehen, und zwar Mädchen und Buben gleichermaßen, resümieren die schwedischen Kinderärzte mit Blick auf ihre Ergebnisse.

Insgesamt gesehen habe sich zwar mit zunehmendem Alter der Kinder die Darmfunktion verbessert, unter Verstopfung litten die älteren Kinder aber ebenso häufig wie die jüngeren. Beinahe jedes fünfte Kind hatte mit derartigen Verdauungsproblemen zu kämpfen, aber nicht einmal jedes zweite wurde entsprechend behandelt.

Größere Aufmerksamkeit nötig

Die Kinderärzte bewerten die Ergebnisse in zweierlei Hinsicht als wichtig: Zum einen geben sie eine Orientierung für die Betreuung von Kindern mit kongenitalen Malformationen, zum anderen erweitern sie das Wissen über die Darmfunktion bei gesunden Kindern und Heranwachsenden.

Und wie sich zeigte, bedarf es in puncto Obstipation bei Kindern größerer Aufmerksamkeit, so die Kinderärzte.

Die geringe Probandenzahl sowie die patientengenerierte Datenerhebung schränken die Aussagekraft der Studie ein.

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