Diabetes-Forschung

Bioreaktor mit Inselzellen macht Fortschritte

Ein Bioreaktor mit Inselzellen von Schweinen wurde jetzt erfolgreich in Rhesusaffen mit Diabetes verpflanzt. Die Zellen produzierten ausreichend Insulin und es gab keine Abstoßungsreaktion.

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In dem Bioreaktor sind die Inselzellen vom Schwein vor Abstoßungsreaktionen des Immunsystems geschützt. Durch eine Membran gelangen Insulin hinaus sowie Nährstoffe und Glukose hinein.

In dem Bioreaktor sind die Inselzellen vom Schwein vor Abstoßungsreaktionen des Immunsystems geschützt. Durch eine Membran gelangen Insulin hinaus sowie Nährstoffe und Glukose hinein.

© Uniklinikum Dresden Medizinische

DRESDEN. Betazell-Ersatztherapien wie Pankreastransplantationen stehen im Fokus der Forschung bei Typ-1-Diabetes. Denn bei der Autoimmunkrankheit werden bekanntlich die körpereigenen insulinproduzierenden Betazellen irreversibel zerstört.

Trotz erheblicher Fortschritte sind aber die Möglichkeiten einer Transplantation für Patienten begrenzt, bedingt durch den Mangel an Spenderorganen und der Notwendigkeit einer dauerhaften Unterdrückung des Immunsystems.

Fortschritte macht jetzt aber die Entwicklung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse mit Betazellen von Schweinen, berichtet eine internationale Forschergruppe aus Diabetes-Spezialisten und Chirurgen um die Wissenschaftler Privatdozentin Barbara Ludwig, Dr. Stefan Ludwig und Professor Stefan R. Bornstein vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden (PNAS 2017; doi: 10.1073/pnas.1708420114).

Insulinsekretion reichte aus

Transplantation von Pankreas

» In Deutschland werden jährlich ungefähr 100 Pankreastransplantationen durchgeführt.

» Häufigste Indikation: Diabetes plus Dialyse-pflichtige Niereninsuffizienz. Meist wird ebenfalls eine Niere transplantiert.

» Durch das Spenderorgan findet die körpereigene Insulinproduktion wieder statt. Folgeschäden lassen sich vermeiden.

Es handelt sich dabei um einen Bioreaktor in Form einer kleinen Dose. Dieser ist mit Insulin-produzierenden Zellen gefüllt. Der entscheidende Vorteil des implantierbaren Reaktors im Vergleich zu einer Transplantation: Er bietet eine Immunisolation, der Patient braucht also keine Immunsuppressiva.

Denn die Kapsel erlaubt zum einen eine kontrollierte Sauerstoffversorgung der Inselzellen und garantiert, dass das produzierte Insulin in den Körper freigesetzt werden kann. Andererseits schützt sie vor der Immunantwort des Empfängers und damit der Zellabstoßung.

Der Bioreaktor wurde in Kooperation mit dem israelischen Unternehmen "Beta-O2 Technologies" entwickelt, berichtet das Universitätsklinikum in einer Mitteilung.

In Versuchen in Kooperation mit dem Deutschen Primatenzentrum in Göttingen wurde jetzt bei Menschenaffen eine stabile Transplantatfunktion und eine ausreichende Glukose-regulierte Insulinsekretion ohne die Notwendigkeit einer immunsuppressiven Medikation nachgewiesen, berichtet das Klinikum in der Mitteilung.

"Option für breite Anwendung"

Bislang ist die Transplantation von Inselzellen zur Behandlung von Typ-1-Diabetes auf Patienten beschränkt, deren Stoffwechsel infolge der Erkrankung eine kritische Instabilität erreicht hat. Dies ist zum einen auf die Notwendigkeit einer permanenten Immunsuppression und zum anderen auf den Mangel an geeigneten Spenderorganen zurückzuführen.

Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, entwickelten Dr. Ludwig und ihre Kollegen die Strategie, um Inselzellen verschiedener Quellen in die künstliche, bioartifizielle Bauchspeicheldrüse einzukapseln.

In der aktuellen experimentellen Studie wurde eine solche bioartifizielle Bauchspeicheldrüse für die Transplantation von xenogenen Inseln in Rhesusaffen mit Diabetes verpflanzt. Das Immunsystem wurde dabei nicht beeinträchtigt.

"Wir konnten eine stabile Transplantatfunktion nachweisen. Die mit der Kapsel implantierten artfremden Inselzellen sorgten für eine ausreichende Glukose-regulierte Abgabe von Insulin in den Körper", erläutert Ludwig, die gemeinsam mit dem Chirurgen Dr. Stefan Ludwig Erstautorin der Studie ist.

Die beiden Forscher sind mit dem Paul Langerhans Institut Dresden (PLID) sowie dem DFG-Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD), einem Exzellenzcluster der TU Dresden, assoziiert.

Die Chancen dieses Ansatzes beschreibt Studienautor Professor Stefan R. Bornstein, Direktor der Medizinischen Klinik III des Universitätsklinikums: "Vor dem Hintergrund des Mangels an Pankreas-Spenderorganen eröffnet diese Strategie nun ganz neue Möglichkeiten für eine breitere und sichere Anwendung verschiedener zellbasierter Therapien bei Typ-1-Diabetes."

Schwerpunkt Transplantationen

Diabetesforschung ist ein wesentlicher Schwerpunkt der Hochschulmedizin in Dresden. Das dortige Paul Langerhans Institut ist ein Partnerstandort des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung DZD.

In einem Verbund haben die TU Dresden und das King's College London das Transplantationszentrum "transCampus" gegründet. Dieses ist weltweit führend bei Insel-, Nieren- sowie Knochenmarktransplantationen. (eb/eis)

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