Kommentar zur Corona-Impfung

Boostern lohnt sich, auch gegen Omikron!

Durchbruchsinfektionen sind bei der Omikron-Variante deutlich häufiger als unter Delta. Booster bieten zurzeit den besten Schutz.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:

Lohnt sich eine Boosterimpfung gegen COVID-19 überhaupt noch, angesichts der häufigen Durchbruchinfektionen? Real-World-Daten aus den USA vom Dezember haben dazu eine klare Antwort gegeben. Nach Analysen der US-Seuchenbehörde CDC ist das Hospitalisierungsrisiko in der Hochrisikogruppe der älteren Menschen ab 50 Jahre bei zweimal Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften deutlich geringer – um den Faktor 17. Kommt ein Booster hinzu, ist dieses Risiko bei den jetzt dreimal Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften um das 44- bis 49-fache reduziert. Ähnliche Daten für einen stark verbesserten Schutz durch Boostern gibt es auch aus Israel.

Allerdings: Die US-Daten stammen aus dem Dezember, wo in den USA vor allem noch die Delta-Variante zirkulierte. Wie schnell sich das Blatt wenden kann, zeigt die jetzt dominierende Omikron-Variante. Diese führt wegen ihrer vielen Mutationen besonders häufig zu Impfdurchbrüchen. Real-World-Daten zum Impfschutz gegen diese Variante werden daher sehnlich erwartet.

Eine aktuelle Fallkontrollstudie in den USA unter Mitwirkung der CDC gibt hier jetzt erste Hinweise (JAMA 2022; online 21. Januar). Ausgewertet wurden Daten von 23.391 COVID-19-Patienten (56 Prozent Omikron, 44 Prozent Delta) und gematchten 46.764 nicht-infizierten Probanden (Test-negativ). Bei dieser Studie wurde nicht geschaut, wie hoch der Anteil der Erkrankten unter den Geimpften ist, sondern umgekehrt: Welchen Impfstatus hatten die Erkrankten? Ermittelt wurde dabei, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Erkrankter geimpft war oder nicht – also ein indirekter Marker für die Schutzwirkung.

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Das Ergebnis bestätigt den Nutzen der geboosterten Impfung: Die Wahrscheinlichkeit eines Erkrankten dreimal geimpft zu sein, war – wie zu erwarten – deutlich niedriger als die Wahrscheinlichkeit eines Erkrankten, überhaupt nicht geimpft zu sein. In absoluten Zahlen: Ein Omikron-Erkrankter hatte nur ein Drittel der Wahrscheinlichkeit, dreimal geimpft, als überhaupt nicht geimpft zu sein (Odds Ratio 0,33). Bei Delta betrug das Verhältnis nur ein Fünfzehntel (OR: 0,065).

Diese Daten sprechen für einen Schutz durch geboosterte Impfungen auch gegen die Omikron-Variante. Die Booster-Kampagnen müssen daher unbedingt weitergeführt werden. Das Bild bei Omikron ist allerdings weniger eindeutig als das Bild bei Delta: Die Schutzwirkung gegen Omikron scheint im Vergleich deutlich niedriger zu sein. Real-World-Daten dazu, wie gut die Impfungen gegen schwere Omikron-Verläufe schützen, fehlen bisher.

In den nächsten Wochen wird sich hier das Bild klären. Dieses wird zudem Antworten auf die Frage geben, wer künftig einen Omikron-spezifischen Impfstoff brauchen wird.

Schreiben Sie dem Autor: wolfgang.geissel@springer.com

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 25.01.202223:42 Uhr

Die von ÄZ-Autor Wolfgang Geissel hervorragend dargestellte Publikation wird durch ein Editorial "Booster Vaccination to Prevent COVID-19 in the Era of Omicron - An Effective Part of a Layered Public Health Approach" von Saad B. Omer et al. ergänzt.
JAMA. Published online January 21, 2022. doi:10.1001/jama.2022.0892
"As the US enters the third year of the global coronavirus pandemic, vaccination remains the most effective tool against infections and symptomatic illness. Layered on other public health mitigation tools such as testing and masks, vaccination is central to a larger strategy of control and management of COVID-19 as the pandemic shifts toward endemicity... If the evidence suggests that a booster vaccination is needed for protecting populations in high-income countries such as the US, which has seen catastrophic levels of COVID-19–related morbidity and mortality, ethical reasoning supports delivering boosters to populations in these countries. However, countries’ right to protect their own populations does not absolve them from their responsibilities toward global vaccine equity. Adequate vaccine supplies must be made available to ensure a high level of protection against SARS-CoV-2 worldwide. Not doing so maintains the circumstances to promote ongoing emergence of new variants of concern."
Impfungen/Boostern/Masken/Testen werden zur Bekämpfung von SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen beschworen. Den Editorialisten fallen aber weder AHA-/L-Regeln/
Isolierung/Quarantäne/Luftfilter in belasteten Innenräumen auf dem Weg von der Pandemie zur Endemie ein.

Stattdessen beschreiben sie die dringende Notwendigkeit, in den besonders reichen Ländern die Boosterung mit Vakzinen umfassend zu ermöglichen. Zugleich bemänteln sie rein philantrophisch die Aufforderung, durch eine globale Chancengleichheit auf Zugang zu Impfstoffen einen weltweit besseren Schutz gegen SARS-CoV-2-Infektionen zu etablieren. Das diene ganz eigennützig auch dem Schutz vor "Variants of Concern" (VOC).

MfG, Dr. Schätzler, FAfAM

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