Studie auf der Wiesn
Bringt zu viel Bier das Herz ins Stolpern?
Die Wiesn-Maß steigt nicht nur zu Kopf, sondern bringt offenbar auch das Herz durcheinander. Das haben Forscher der Universität München in einer aktuellen Studie bei Oktoberfestbesuchern nachgewiesen.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Die Münchner Forscher haben im Jahr 2015 insgesamt 3028 Oktoberfestbesucher im Alter von im Mittel 35 Jahren (darunter knapp ein Drittel Frauen) direkt vor Ort untersucht. Sie stellten dabei fest, dass mit dem Alkoholspiegel zugleich das Risiko für Herzrhythmusstörungen bis hin zum Vorhofflimmern steigt. Die in der Fachzeitschrift "European Heart Journal" (doi:10.1093/eurheartj/ehx156) veröffentlichte Studie prüfte Rhythmusstörungen erstmals unmittelbar nach dem Alkoholkonsum und an einer großen Zahl von Teilnehmern.
Die Wissenschaftler des Klinikums der Universität München sprachen für die Studie im Bierzelt die Besucher an und baten sie um eine anonyme Teilnahme an einem schnellen EKG mittels Smartphone sowie einem Atemalkoholtest. Das Ergebnis: "Je mehr man trinkt, desto mehr Herzrhythmusstörungen entwickelt man", sagte Moritz Sinner, der die Studie mit seinem Kollegen Stefan Brunner leitete. Fast ein Drittel der Bierzeltbesucher hatte akute Rhythmusstörungen (30,5 %), davon knapp 26 % eine Sinustachykardie – und die Probleme stiegen mit der Alkoholmenge.
Kleinere Studien hatten bereits vermuten lassen, dass viel Alkohol über einen kurzen Zeitraum zu Herzrhythmusstörungen führt. Dieses "Holiday Heart Syndrome" war allerdings nicht während des Alkoholkonsums, sondern nachträglich nüchtern beim Arztbesuch festgestellt worden.
Das Oktoberfest sei für die Studie besonders geeignet, sagte Sinner. Tatsächlich gibt es wohl kaum irgendwo sonst über eine so lange Zeit einen so regen Alkoholkonsum: An 16 Festtagen kommen an die sechs Millionen Besucher – und sie trinken insgesamt etwa sieben Millionen Maß Bier.
Die untersuchten Bierzeltbesucher hatten im Schnitt 0,84 Promille Alkohol im Blut, im Einzelnen lagen die Werte zwischen Null und knapp unter drei Promille. Ab drei Promille sind Menschen zu betrunken, um an Studien teilnehmen zu können.
Sie verglichen die Daten mit Ergebnissen aus einer Langzeitstudie in der allgemeinen Bevölkerung: Die Häufigkeit der Herzrhythmusstörungen lag hier bei ein bis vier Prozent.
Bei den Wiesnbesuchern stieg das Risiko für Herzrhythmusstörungen pro zusätzlichem Promille um 75 Prozent an. "In einigen Fällen gab es auch Vorhofflimmern", sagte Sinner. Die Erkenntnisse sind bedeutend, da Vorhofflimmern über einen längeren Zeitraum zu Schlaganfällen oder Herzschwäche führen kann. (dpa)