Nach Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper
Chirurgen warnen vor Silvester mit nicht-zertifizierten Böllern
Das diesjährige Corona-bedingte Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper sollte nicht als Anlass dienen, nicht-zertifizierte Pyrotechnik zu beschaffen und zu zünden: Hand- und Unfallchirurgen warnen vor den Folgen.
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Nicht zertifiziertePyrotechnik, wie hier ein illegaler Böller aus Polen, bei dem schon die Hülle gefährliche Risse hat, gefährdet die Anwender, warnen Chirurgen.
© Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa
Berlin. Vor dem Hintergrund des Verkaufsverbot für Feuerwerkskörper in diesem Jahr, warnt die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) davor, stattdessen auf nicht-zertifizierte Pyrotechnik zurück zugreifen und damit das Risiko für schwere Verletzungen zu erhöhen. Denn schon mit legalem Feuerwerk verletzten sich alljährlich an Silvester sehr viele Menschen die Hände.
DGH und DGOU rechnen allerdings wegen des offiziellen Böllerverkaufsverbots mit Ausweichbewegungen und damit, dass nicht alle Menschen auf das Böllern verzichten werden. In einer Pressemitteilung warnen sie daher eindringlich: „Bei Unfällen mit selbstgebauten oder nicht-zertifizierten Sprengkörpern kann es zu noch schwereren Verletzungen kommen. Auch veraltete Sprengkörper aus den Vorjahren sollten nicht gezündet werden, um sich keinem unnötigen Risiko für Verletzungen auszusetzen.“
Dr. Eva-Maria Baur, Handchirurgin in der Gemeinschaftspraxis für Plastische Chirurgie und Handchirurgie in Murnau und Präsidentin der DGH, schildert die typischen Verletzungen: „Die Patienten kommen üblicherweise mit abgetrennten Fingern, Verbrennungen, Frakturen und Weichteilverletzungen an den Händen. Oft sind die Verletzungen so schwer, dass die Patienten trotz schneller ärztlicher Hilfe und erfolgreicher rekonstruktiver Eingriffe irreversible Schäden davontragen.“
„Gerade an Silvester und Neujahr sind unsere Notaufnahmen immer sehr voll. Aufgrund der steigenden Infektionszahlen sind viele Krankenhäuser derzeit stark gefordert: Weniger Silvester-Verletzungen würden bei der angespannten Personalsituation nicht nur die Notaufnahmen, sondern auch die Rettungsdienste und die Feuerwehr entlasten“, wird Professor Michael J. Raschke, stellvertretender Präsident der DGOU und Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum Münster, in der Mitteilung zitiert. (run)